Donnerstag, 26. Juli 2012

14) Straßen in und um Mühlhausen - Teil 6 -

 Im zwanzigsten Jahrhundert ...

hatte die Kreisstadt Mühlhausen eine wechselvolle Geschichte und auch in den Straßen in und um Mühlhausen ist diese Entwicklung erkennbar.

Mühlhausen um 1910
Anfang des Jahrhunderts  waren im Pharus-Stadtplan mehrere neue Straßen verzeichnet, die aber erst später bebaut wurden.. ; wie die Altenburgstraße, der Philosophenweg und der Böhntalsweg und die Wendewehr Straße. Den bisherigen Ebeleber Nebenbahnhof gab es noch (er verschwand 1911) aber die Wendewehrkaserne und die Mackensenstraße dorthin noch nicht.
Die Feldwege vor der Stadt hatten jetzt die neue Wegeführung, die nach der Separation von 1874 entstanden war.


Bahnhofsplatz um 1900
Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung der Stadt und ihrer Straßen war der Bau der Eisenbahn Gotha - Leinefelde im Jahre 1870 und durch die Ebeleber-Eisenbahn im Jahre 1897 und die Bahn nach Treffurt im Jahre 1911, wurde Mühlhausen zum Eisenbahnknotenpunkt und der Bahnhof zum Ziel mehrerer neuer Straßen, die sternförmig zum Bahnhofsplatz verliefen.

Augustastraße um 1900
Als eine der ersten Straßen des neuen Bahnhofviertels wurde die Augustastraße fertiggestellt, durch die ab 1898 auch die neue Unterstadtlinie der mühlhäuser Straßenbahn führte.
Weitere Straßen - die meist nach Repräsentanten der Hohenzollern benannt wurden - folgten, wie die Friedrichstraße, Wilhelmstraße, Karlstraße, Viktoriastraße u.a.




Steinweg um 1905
Auch die Straßen der Innenstadt erhielten jetzt ein neues Aussehen.
Ab 1901 fuhr die Straßenbahn der Oberstadtlinie über den Steinweg, auf dem jetzt Geschäft an Geschäft entstand.
Immer mehr Gaslaternen wurden jetzt durch die neuen elektrischen Straßenlaternen abgelöst und in fast allen Straßen der Stadt standen bald die Leitungsmasten des neuen städtischen Elektrizitätswerkes.


Anzeige um 1910
.. Und noch etwas Neues gab es jetzt immer mehr..
.. Das Automobil eroberte die Straßen in und um Mühlhausen.
Noch war das Auto allerdings ein Vorrecht der begüterten Bürger und die Autodroschken konnten sich auch nicht alle leisten.
Aber der Fortschritt ließ sich nicht aufhalten und bald entstanden an den wichtigsten Straßen die ersten Tankstellen.
Noch war allerdings damals der Pferdewagen das wichtigste Verkehrsmittel, ob als Brauereiwagen.., als Möbel- oder Tafelwagen.. oder auch als einfacher Kasten- bzw. Leiterwagen, überall war der Pferdewagen noch vorherrschend und mancher der mühlhäuser Stadtbauern fuhr auch noch mit dem Ochsengespann aufs Feld vor der Stadt.

Na.. und wer es sich leisten konnte, fuhr auch schon mal mit der Kutsche ins Grüne.

Brücke zur Wendewehrkaserne um 1914
1914 war an der Wendewehrstraße die neue Wendewehrkaserne entstanden, zu der die neue Mackensenstraße von der Feldstraße her über die neue Unstrutbrücke führte.
Vorher war die Chemiefabrik von Bühner und Sohn, die einzige Bebauung an der Wendewehrstraße gewesen. Die übrige Bebauung in der Nähe der Ammerbrücke entstand dann erst in den zwanziger Jahren.



Weinbergstraße um 1920
Immer mehr Straßen der Stadt wuchsen jetzt über die alte Vorstadtgrenze hinaus. So wie die Wanfrieder Straße, die Weinbergstraße, die Mittelstraße, Tonbergstraße und andere mehr.
Während bisher in zahlreichen Vorstadtstraßen die Miethäuser mit Arbeiterwohnungen vorherrschten, gab es jetzt auch Straßen mit prächtigen Fabrikantenvillen, wie z.B. am Kiliansgraben, in der Viktoriastraße oder in der oberen Johannisstraße.
Besonders in den Vorstädten gehörte aber meist auch noch ein Stück Garten zum Grundstück und mancher hielt sich hier noch ein paar Kaninchen, ein paar Hühner oder sogar ein oder zwei Schweine.


Schmudesiedlung um 1925
In den zwanziger Jahren entstanden dann vorwiegend im Norden der Stadt neue Stadtrandsiedlungen.
Zuerst die Schmudesiedlung westlich der Windeberger Landstraße und dann auch die Sachsensiedlung westlich der Ammerschen Landstraße. Die preisgünstigen Siedlungshäuser hatten alle ein Stück Garten dabei, um so eine gewisse Eigenversorgung zu sichern und Kleinvieh wurde natürlich auch gehalten.



Nühlhausen um 1935
Die Umgebungskarte von Mühlhausen aus dem Jahre 1936 zeigt weitere Veränderungen im Straßennetz der Stadt.
Im Westen die Landesheilanstalt Pfafferode mit dem Pflegerdorf, im Norden die Sachsensiedlung und die Schmudesiedlung, im Osten die neuen Straßen am Schadeberg und im Süden die Neubauten am Philosophen- und Goetheweg.
Praktisch unverändert  war lediglich die Innenstadt geblieben, wo allerdings die innere Stadtmauer einige Durchbrüche hinnehmen mußte.

Steinweg um 1935
Dann kam mit dem "Dritten Reich" die Zeit der Straßenumbenennungen.. Aus dem Steinweg wurde die Hindenburg straße und zahlreiche weitere Straßen wurden nach Nazi-Größen benannt und bald sah man immer mehr Uniformen auf den Straßen der Stadt.
In und vor der Stadt entstanden neue Rüstungsbetriebe, zu denen neue Straßen angelegt wurden. Für den Gerätebau entstanden dann  auch die Weinbergsiedlung und die Gebäude am Eichenweg. Die Sachsensiedlung wurde durch weitere Straßen mit den "Volkswohnungen" im Norden ergänzt.

Windeberger Landstraß um 1936
An der Windeberger Landstraße entstand 1936 die General-Fuchs-Kaserne des Infanterie-Regimentes Nr.86 und zwei Jahre später an der Görmarschen Landstraße die Görmarkaserne des Artillerie-Regimentes Nr.65.
Im zweiten Weltkrieg versanken dann die Straßen nachts im dunkeln, die Straßenbeleuchtung wurde abgeschaltet und für Gebäude und Fahrzeuge herrschte die Verdunkelungspflicht.
Nur wenige Straßen erlitten allerdings größere Schäden durch Bombenabwürfe.


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US-Panzer vvor Mühlhausen - 1945 -
Im April 1945 fuhren dann die US-Panzer und lange Fahrzeugkollonen über die Straßen in und um Mühlhausen.
Auch hier entstanden bei der fast kampflosen Einnahme der Stadt nur wenige Schäden in den Straßen.

In Struht, nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt, war es allerdings zu größeren Kämpfen gekommen und das halbe Dorf wurde bei einem deutschen Gegenangriff zerstört.


.. die gesprengte Wagenstedter Brücke ..
Noch vor dem Einmarsch der Amerikaner waren die Wagenstedter Brücke und die Eisenbahnbrücke über die Unstrut gesprengt worden und auch die Ammerbrücke und die beiden Brücken in Ammern sollten gesprengt werden.
Mit Behelfsbrücken wurde der Verkehr dann aber auch hier wieder gesichert, so daß nicht nur der Kfz-Verkehr, sondern auch der Eisenbahn-Verkehr bald wieder rollen konnte.
Ab Juli 1945 rollten aber dann erst mal die Lkw´s und Panjewagen der Roten Armee über unsere Straßen..., Mühlhausen gehörte jetzt zur "SBZ"


Wohnungsbau um 1950
Da es in der Stadt durch den Krieg relativ wenig Zerstörungen gab, setzte der Wohnungsbau und der Bau neuer Straßen hier erst in den fünfziger Jahren ein. Zuerst in der Luther- und Rodemannstraße und dann am Birkenweg und ab Mitte der fünfziger Jahre auch im Neubaugebiet Forstberg.
Hier entstanden jetzt auch neue Straßen, wie der Aktivistenring, die Straße der Neuerer und die Straße der sozialistischen Gemeinschaft.
Überhaupt gab es jetzt viele neue Straßennamen.., denn alte Namen aus der Kaiser- und Nazizeit wurden durch neue sozialistische Namen ersetzt.



Landkreis Mühlhausem um 1950
Der Landkreis Mühlhausen hatte sich zwar seit über einhundert Jahren nicht wesentlich verändert, aber eine wesentliche Veränderung hatte sich seit 1945 ergeben...; Mühlhausen war jetzt Grenzkreis und es dauerte nicht lange und die Straßen nach Westen wurden gesperrt. Erst nur mit Posten und Schlagbaum.., dann mit der 5-Kilometer-Sperrzone mit Stacheldrahtzaun und Minenstreifen.
Während also die Fernstraße  F 247 von Worbis bis Meinigen noch befahrbar war, war für die frühere F 249 von Sondershausen nach Eschwege an der Grenze das Ende erreicht.


Steinweg um 1955
Eigentlich veränderten die Straßen der Innenstadt in den fünfziger und sechziger Jahren ihr Aussehen nur wenig. Allerdings gingen auch am Steinweg immer mehr Geschäfte an die HO oder den Konsum, aber auch zahlreiche Kommishändler gab es noch.
In den sechziger Jahren kam dann das Ende der Straßenbahn..., erst 1968 mit dem Wegfall der Oberstadtlinie und dann 1969 mit der Einstellung des gesammten Straßenbahnverkehrs. Der Verkehr wurde jetzt von den neuen Omnibuslinien des VEB Kraftverkehr übernommen.

Stadtplan um 1959
Der Stadtplan von 1959 zeigte wieder ein neues Stadtbild..
Einige Straßen waren hinzu gekommen, andere hatten neue Straßennamen bekommen und in den Straßen waren für die Eckgrundstücke die Hausnummern angegeben.. (eine Neuerung, die aber auf den nachfolgenden Stadtplänen wieder weg fiel..)
Der Stadtpark am Rieseninger hieß jetzt Thomas-Müntzer-Park und der Schützenberg = Volksgarten .. und sogar den Alten Friedhof gab es noch.. (.. aber nicht mehr lange ..)




Ammerbrücke um 1960
Die "alte" Ammerbrücke, die 1904 als Stahlbogenträgerbrücke die noch ältere Steinbogenbrücke abgelöst hatte, wurde 1961 durch eine breitere Stahlbetonbrücke ersetzt.
Einige Jahre später sollte dann die Ammersche Landstraße und die Wendewehrstraße vierspurig ausgebaut werden, aber es blieb dann erst einmal bei Teillösungen.






Lutterothstraße um 1960
Die ersten Wohnblocks im Neubaugebiet Forstberg waren noch wie hier die Wohnblocks in der Lutterothstraße traditionell - Stein auf Stein - errichtet worden. Aber in den Folgejahren entstanden dann auch hier die Neubaublocks in der neuen Großplattenbauweise.. und nach den neuen Straßen um Aktivistenring und Forstbergstraße, kamen dann noch die Neubauten der Windeberger Straße/West, so daß hier bis 1976 insgesamt über 1.900 Wohnungen entstanden.


Plan für WG Feldstraße - 1975 -
Im Neubaugebiet Feldstraße (.. hier das Modell aus dem Jahre 1975 ..) sollten in stadtnähe über 2.000 neue Wohnungen, mit Schule, Kiko, Kaufhalle usw. geschaffen werden.
Zwar wich dann die Ausführung vom Ursprungsplan etwas ab, aber es waren wieder tausende neuer Wohnungen "für die Werktätigen" gebaut worden.. (.. während allerdings die Altstadt, besonders in den kleinen Gassen immer mehr verfiel ..)



Mühlhausen um 1985
Der neue Umgebungsplan von 1985 zeigt eine gewachsene Stadt, in deren Umgebung immer mehr Obstplantagen entstanden waren. Viele alte Feldwege mußten in dieser Zeit den neuen Großflächen weichen.
Neben den Neubaugebieten Forstberg/Windeberger Straße und dem Wohngebiet Feldstraße, waren weitere Neubauviertel realisiert bzw. vorgesehen. So an der Aue, in der Ballongasse, im Jakobiviertel usw.
Das größte geplante Neubaugebiet an der Trift blieb dann allerdings ein Papiertiger..., die Wende machte dann auch diesen Plänen ein Ende.

1989 - die Grenze ist auf ..!!
Tja... und dann kam sie wirklich...., die Wende..!!
Auf der F 249 konnte man ab November 1989 wieder bis nach Eschwege und weiter fahren. Es dauerte dann nicht lange und die maroden Fern- und Innenstadtstraßen wurden modernisiert.
Mühlhausen lag jetzt nicht mehr in Grenznähe..., sondern mitten in Deutschland..!!






Steinweg um 1990
Um 1990 hatte der Steinweg noch fast das Aussehen wie am Ende der DDR-Zeit. HO und Konsum verwanden dann aber gnaz schnell und wurden anfangs nur zögerlich durch neue Geschäfte ersetzt.
Auch in den Randbezirken verschwanden immer mehr Betriebe und im neuen Gewerbegebiet an der Trift konnten nur wenige der tausenden Arbeitslosen eine neue Beschäftigung finden.
Aber es entstanden auch besonders in den Randgebieten neue Straßen mit neuen Wohnbauten, oft als moderne Eigenheime.
Überwiegend am Stadtrand entstanden zahlreiche neue Handelseinrichtungen, Autohäuser und Tankstellen, während es in der Innenstadt nur wenige neue Großobjekte gab.

Die neue Burggalerie, die in Innenstadtnähe auf dem Gelände der ehemaligen Reichsburg entstand, zeigte aber, daß auch hier entsprechendes entstehen kann.
neue Kreuzung Bastmarkt / Brunnenstraße
Neu entstanden waren u.a. auch die Kreuzungsbereiche Kiliansgraben / Kreuzgraben, sowie Langensalzaer Straße / Brunnenstraße und Bastmarkt / Brunnenstraße und der neue Kreisel vor der Wagenstedter Brücke bedeutet eine wesentliche Verbesserung der Verkehrsführung in diesem Bereich.
Wenn dann noch die geplante Stadtumgehung der B 247 kommt, dürften weitere Verkehrsprobleme, auch in den umliegenden Dörfern - wie Großengottern und Höngeda - gelöst werden.


Blick über die Stadt um 2010
Straßen in und um Mühlhausen..
.. von den Anfängen im Mittelalter bis zu den Straßen unserer Zeit, .. immer waren die Straßen auch ein Spiegelbild der Geschichte unserer Stadt.

In den folgenden Beiträgen sollen dann wieder einzelne Straßen, Gassen und Plätze unserer Stadt vorgestellt werden, denn in vielen Straßen läßt sich die Geschichte der Stadt eindrucksvoll nachvollziehen.

Übrigens..., eine Zusammenfassung der Artikel dieses Blogs wird es im Beitrag Nr. 1 geben .., eine Zusammenfassung, die dann laufend ergänzt werden soll.


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