Mühlhausen im 14.Jahrhundert |
Mühlhausen im 14. bis 18. Jahrhundert ..
.. hatte in und um der Stadt ein ausgebautes Straßennetz, das aber immer wieder durch die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen beeinträchtigt wurde.So hatte sich die Freie Reichsstadt im 14. Jahrhundert zu einem wichtigen Verkehrspunkt in Nordthüringen entwickelt und gehörte mit ca. 10.000 Einwohnern damals zu den zwanzig größten Städten Deutschlands. Die wirtschaftliche und politische Macht wurde durch Städtebündnisse mit dem rheinischen Städtebund und im Dreistädtebund Mühlhausen - Erfurt - Nordhausen gefestigt.
Markt in der Altstadt |
Außer den beiden Hauptmärkten gab es beim Obermarkt noch den Fleischmarkt, den Krautmarkt und den Salzmarkt, beim Untermarkt den Topfmarkt, sowie den Kornmarkt und den Viehmarkt. Später kamen dann noch der Pferdemarkt auf dem Blobach und der Wollmarkt auf dem Lindenbühl hinzu.
Hansestadt Mühlhausen |
Jetzt wurde die Ware nicht nur auf den gut geschützten Hansestraßen, sondern auch auf dem Seewege in die großen Hanseniederlassungen im In- und Ausland transportiert.
Besonders die mühlhäuser Tuchhändler hatten damals Geschäftsbeziehungen nach Holland, England, Polen und Russland.
Stadtbefestigung im 14.Jh. |
9 äußere Stadttore lagen an den Zugängen zu den Fernstraßen, wie das Äußere Frauentor, das Schaffentor, das Ammertor, das Wagenstedter Tor, das Klingentor, das Bollstedter Tor, das Äußere Erfurter Tor, das Äußere Neupfortentor und das Äußere Felchtaer Tor. An der Harwand lag früher am Ende des Alten Blobachs das sogenannte Kaisertor, durch das man über den Tonberg zum alten Hessenweg kam. Wahrscheiunlich durch die neue Straßenführung über den Galgenberg zum Frauentor, wurde das Tor durch das Schaffentor ersetzt.
An den Straßen von den inneren zu den äußeren Toren wohnten die "Vorstädter", die meist kein volles Bürgerrecht hatten Die übrigen Vorstadtstraßen waren aber damals meist nicht durchgängig bebaut und ein großer Teil der Fläche wurde als Gartenland genutzt
Inneres und mittleres Erfurter Tor |
In Kriegszeiten wurden die Tore noch zusätzlich durch stabile Gatter geschützt oder es wurden nur ein oder zwei Tore benutzt und die anderen mit Mist zugeschanzt.
Die Torwächter wohnten mit ihrer Familie in den Tortürmen, so daß sie Tag und Nacht erreichbar waren. An normalen Tagen wurden die Tore dann bei Sonnenaufgang geöffnet und bei Sonnenuntergang geschlossen. An den mittleren Toren standen Zollhäuschen, in denen der Zollwächter wohnte, der auf ein- oder auszuführende Waren einen Zoll erhob.
trigonometrische Planung auch für die äußeren Stadttore |
Hier die Einordnung nach einem gleichschenkligen Dreieck für das Äußere Frauentor und das Äußere Felchtaer Tor von der St.Blasius-Kirche am Untermarkt aus. Ein damals in Mühlhausen angewandtes Prinzip, das auch Bühner in den Mühlhäuser Beiträgen eingehend begründet hat.
Äußeres Frauentor (um 1905) |
Altenburg schrieb dazu 1824..:
".. Die Straße führt vom inneren Frauenthor bis ans äußere Thor, welches das höchste Tor in den Vorstädten ist. Durch dieses Thor führet der Weg nach Pfaffenroda, Eigenrieden und in das Hessische. Die äußern Thore waren alle mit starken eichenen .. Fallgattern nach außen versehen, die.. im Fall der Noth .. leicht heruntergelassen wurden. Nach dem Bauernkriege sind die Gatter in den Verfall gekommen, aber im Anfang des 30jährigen Krieges wieder damit veresehen worden .."
Vom Äußeren Frauentor kam man damals noch am Galgenberg (Schützenberg) vorbei zur Pfafferöder Höhle und vorbei an der Tonbergswarte und am Gut Pfafferode zur Eigenrieder Warte.
Äußeres Erfurter Tor |
(.. wie die Johannisstraße am Blobach erhielt auch die Langensalzaer Straße erst 1876 ihren heutigen Namen. Das Tor war 1823 abgebrochen worden, das Fundament wurde 1991 beim damaligen Straßenbau freigelegt...)
Vom Tor führten früher zwei Wege nach Süden und Südosten. Durch die Erfurter Höhle und vorbei am Katzenturm in den Süden und über den Schadeberg und Ämilienhausen nach Langensalza und Erfurt.
Wagenstedter Tor und Brücke |
Auch hier wurde die heutige Sondershäuser Straße als ".. die Straße vom Görmar- bis ans Wagenstedter Thor.." bezeichnet und Altenburg schreibt hierzu..: ".. Durch dieses Thor gehet der Weg nach Windeberg, Saalfeld, Keule, Sondershausen und Nordhausen.." Die mittelalterliche Lange Straße über Tuttensoda in den Norden und die Verbindung nach Ammern wurde aber nicht mehr erwähnt, die waren wohl durch den Bau der Ammerbrücke und der Straße nach Ammern abgelöst worden. 1862 wurde dann das Tor abgerissen, die steinerne Brücke wurde aber erst im 20.Jh. durch eine neue Brücke ersetzt.
alte Karte des mühlhäuser Gebietes |
Überhaupt war der Gebrauch von Karten noch nicht üblich.. Die Fuhrleute kannten ihre Straßen mit all ihren Tücken.. und die Wandersleute fragten sich nach dem nächsten Ort durch. Für die Abgrenzung zu den anderen Hoheitsgebieten kamen dann Grenzsteine zum Einsatz und an den Straßen kamen die ersten Grenzposten und Warten auf.
Burg Hanstein |
Meist kamen sie als berittene Abteilungen und so wurden mehrere Dörfer, wie Dörna und Hollenbach, Lengefeld, Weida, Windeberg u.a. mehrmals überfallen, beraubt und gebrandschatzt.
Besonders mit den Herren von Hanstein lag die Stadt lange in Fehde.. Die Hansteiner überfielen immer wieder mühlhäuser Gebiet und die Mühlhäuser zogen vor die Burg und zerstörten deren Dörfer.
Gebiet der freien Reichsstadt |
Folgende Warten schützten die hier durchführenden Fernstraßen..: Die Eigenrieder Warte den Hessenweg, die Dörnasche Warte die Straße nach Heiligenstadt, die Lengefelder Warte die Straße nach Dingelstedt, die Horsmarsche Warte die Straße nach Reifenstein, die Eigenröder Warte die Straße nach Rüdigershagen und die Sollstedter Warte die Straße nach Keula und Nordhausen.
Außerdem standen auf den Anhöhen rings um die Stadt Wachttürme, von denen, wie von den Warten am Landgraben, die Türmer der Stadt vor herannahenden Feinden gewarnt wurden.
Lengefelder Warte |
In Friedenzeiten wurde nur der Ein- und Ausgang zum Gebiet der Reichsstadt kontrolliert und ein entsprechendes Wegegeld kassiert. In Kriegszeiten zog sich die Besatzung bei Gefahr auf den Turm zurück, von dem die Stadt durch Feuer bzw. Rauchzeichen oder Böllerschüsse gewarnt wurde.
Straßen und Warten der Umgebung im 15.Jh. |
Einige Straßen, wie die Lange Straße über Tuttensoda in den Norden oder die Südstraße durch die Erfurter Höhle verloren an Bedeutung und wurden durch andere Straßen ersetzt. An Bedeutung gewannen dagegen die neue Straße über die Ammerbrücke nach Ammern oder auch die neue Straße nach Eisenach über das Äußere Neupfortentor.
Wachtturm |
Altenburg nannte 1824 sechzehn Warten, von denen die meisten schon zerfallen waren..:
Eigenrieder Warte, Eichelwarte, Forstbergwarte, Tonbergswarte, Hausenwarte, Abbentalwarte, Horsmarsche Warte, Schalcheröder Warte, Katzenturm, Spielbergswarte, Dorlaer Warte, Mühlhäuser Warte, Warte zu Eichen, Warte am roten Berge, Nützigerodaer Warte, Schadebergswarte..
Pfafferöder Höhle (um 1970) |
Aber auch am Bergweg zum Schadeberg, an der Füllscheuer und am Danielsberg an der alten Straße nach Lengefeld gab es solche alten Hohlwege.
Kaufmannswagen am Ausspann |
An den Fernstraßen entstanden dann auch nicht nur in der Stadt Gasthöfe, wo übernachtet und "ausgespannt" werden konnte.
1525 - Bauernheer |
Mühlhausen wurde unter Thomas Müntzer und Heinrich Pfeiffer zum Zentrum des nordthüringer Bauernaufstandes und im Gehren, an der Straße nach Görmar sammelte sich der "Schwarze Haufen" mit etwa 10.000 Mann zum Zug gegen den Adel und die Kirche.
1525 - Bauernkrieg in Nordthüringen |
Mühlhausen und das Territorium wurde jetzt den Fürsten unterstellt und erst jahrzehnte später wieder in ihre alten Rechte eingesetzt.
Mühlhausen um 1600 |
Verheerend hatten sich die verschiedenen großen Stadtbrände und die Pest ausgewirkt, wo tausende Einwohner starben und zum Teil ganze Straßenzüge, besonders in den Vorstädten verödeten.
Ansonsten blieb aber das Straßenbild der Innenstadt fast unverändert, nur die "Neue Gasse" zwischen der Ratstraße und der Linsenstraße war auf dem Gelände des aufgelösten Barfüßerklosters neu entstanden. Offizielle Straßennamen gab es damals noch nicht, aber bereits im 14.Jh. gab es - meist lateinische - Straßenbezeichnungen in alten Urkunden.
Kutsche im 16.-17.Jh. |
Trotzdem kam es durch die katastrophalen Wegeverhältnisse zu Rad- und Achsenbrüchen und umgestürtzte Kutschen und Wagen gab es immer wieder.
Aber den größten Teil der Reisenden stellten doch noch die Wanderer, die zu Fuß über die Straßen zogen, denn Reitpferde konnten sich auch nur Begüterte leisten.
"Thuringische Landtafel" von 1625 |
Mühlhausen lag zwar in der Mitte des Reiches, aber die wirtschaftliche Entwicklung fand jetzt im Wesren, Süden und Osten statt und die fürstlichen Residenzen wurden zu Zentren der Macht und Entwicklung im Lande.
Aber dann kam noch etwas, was die freie Reichsstadt und fast ganz Deutschland ins Verderben stürzte..., der Dreißigjährige Krieg... und jetzt war die zentrale Lage in Deutschland für Mühlhausen gar nicht so günstig, denn ständig zogen Truppen aller Herren Länder durch die Stadt und das mühlhäuser Gebiet.
Landsknechtszug im 30-jährigen Krieg |
Aber nicht nur der Pappenheimer, auch die anderen Truppen die hier durchzogen bzw. sich einquartierten, forderten Geld und Proviant und drangsalierten die Einwohner der Stadt und der Dörfer. Bald traute sich niemand mehr vor die Tore der Stadt und die Bauern versteckten sich vor den marodierenden Soldaten in den Wäldern.
Merianstich von 1642 |
Nur langsam erholten sich Stadt und Bevölkerung von den Unbillen des Krieges und auch die Wirtschaft kam nur zögerlich wieder in Schwung. Der Hopfen- und Weinanbau waren völlig eingegangen. Mussten Weber, Schuster und Schneider oft um ihre Existenz kämpfen, entwickelte sich jetzt die Gerberei besonders in den Straßen an den Wasserläufen und Straßenbächen.
Plan der "Festung" Mühlhausen - 1762 |
1761/62 besetzten französische Truppen die Stadt und wollten sie zur Festung ausbauen.
Um die gesammte Innenstadt wurden Bollwerke, Schanzen, Palisaden und Gräben errichtet. Zum Schluss blieben nur das Frauentor und das Burgtor offen und alle anderen inneren Tore wurden mit Mist verschanzt.
1762 - Bollwerke am Blobach |
Erst nach und nach wurden dann die "Festungsbauten" in den Vorstädten wieder abgetragen und die erheblichen Schäden an der Stadtbefestigung und in den Gärten und Gebäuden beseitigt. Besonders am Blobach, der durch den Festungsbau völlig ruiniert worden war, dauerte die Wiederherstellung einige Zeit.
(.. In der "Festungszeit" mussten durchziehende Truppen aus dem Norden über den Petristeinweg und durch die Zinkengasse zum alten Hessenweg beim Äußeren Frauentor ziehen und auch sonst mussten viele Umwege in Kauf genommen werden, um in und um die Stadt zu kommen ..)
Mühlhausen um 1790 |
Übrigens war unter den Franzosen 1762 eine durchgehende Nummerierung der Gebäude in der Stadt eingeführt worden, die straßenweise Nummerierung kam dann erst über hundert Jahre später.
Wandergesellen |
Aber auch die Bauern aus der Umgebung, die in der Stadt ihre Ware anboten und die Wanderhändler bzw. Trödler waren auf den Landstraßen unterwegs. Längst hatten die Burgen in der Nähe der Straßen ihre Bedeutung verloren und nur im Eichsfeld wurden einige noch als Sitz der Amtsvögte genutzt, die aber dann meist ihren Amtssitz in naheliegende Städte verlegten.
Im Gebiet der freien Reichsstadt Mühlhausen hatten sich keine Burgen erhalten, einige Dörfer hatten aber auch Zugangstore und waren durch Verhaue und Zäune geschützt, die aber dann auch verfielen.
Gebiet der Freien Reichsstadt um 1800 |
Noch lange standen an diesen alten Straßen öfters steinerne Sühnekreuze, wie z.B. am Windeberger Kreuz.
Im mühlhäuser Gebiet wohnten jetzt 14.815 Einwohner, davon 9.092 in der Stadt. Aber die Zeit des absolutistisch regierenden edlen Rates ging langsam zu ende und 1801 verlor der größte Teil der reichsfreien Städte in Deutschland.im Frieden von Luneville seine Selbsständkeit.
1945 sprengen der Ammerbrücke: Mein Vater, Hugo Büttner, hat das verhindert. Wir wohnten in der Kräuterstr. Der mit dem sprengen beauftragte Soldat war Hesse, und mein Vater war auch Hesse. Er überredete den Soldaten, brachte ihn mit nach Hause und wir verbrannten seine Uniform. Er blieb bei uns bis Ruhe eingekehrt war. Dann gab ihm mein Vater ein Fahrrad und der Mann machte sich auf den Weg nach Hause. Mein Vater war damals der Meister bei Auto Pfeiffer.
AntwortenLöschenIm Straßenbeitrag-Beitrag Nr.6 wurde die Geschichte der Straßen und Brücken im 20.Jahrhundert aufgezeigt.. Es ist schon beeindruckend, daß durch das besonnene Handeln einzelner noch mehr Zerstörung verhindert wurde..
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