Montag, 2. Juli 2012

12) Straßen in und um Mühlhausen - Teil 4 -

Mühlhausen im 14.Jahrhundert

Mühlhausen im 14. bis 18. Jahrhundert ..

.. hatte in und um der Stadt ein ausgebautes Straßennetz, das aber immer wieder durch die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen beeinträchtigt wurde.
So hatte sich die Freie Reichsstadt im 14. Jahrhundert zu einem wichtigen Verkehrspunkt in Nordthüringen entwickelt und gehörte mit ca. 10.000 Einwohnern damals zu den zwanzig größten Städten Deutschlands. Die wirtschaftliche und politische Macht wurde durch Städtebündnisse mit dem rheinischen Städtebund und im Dreistädtebund Mühlhausen - Erfurt - Nordhausen gefestigt. 


Markt in der Altstadt
Zu den Märkten am Untermarkt und am Obermarkt kamen die Händler oft von weit her und besonders an den beiden Hauptmärkten entstanden mehrere Gasthäuser, wo die Händler ausspannen und übernachten konnten.
Außer den beiden Hauptmärkten gab es beim Obermarkt noch den Fleischmarkt, den Krautmarkt und den Salzmarkt, beim Untermarkt den Topfmarkt, sowie den Kornmarkt und den Viehmarkt. Später kamen dann noch der Pferdemarkt auf dem Blobach und der Wollmarkt auf dem Lindenbühl hinzu.


Hansestadt Mühlhausen
Mühlhausen hatte schon seit dem 13.Jahrhundert enge Beziehungen zur Hanse, einem norddeutschen Städte- und Kaufmannsbund, dem sie dann 1430 beitrat.
Jetzt wurde die Ware nicht nur auf den gut geschützten Hansestraßen, sondern auch auf dem Seewege in die großen Hanseniederlassungen im In- und Ausland transportiert.
Besonders die mühlhäuser Tuchhändler hatten damals Geschäftsbeziehungen  nach Holland, England, Polen und Russland.

Stadtbefestigung im 14.Jh.
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstand mit der äußeren Stadtmauer eine 6,5 km lange Befestigungsanlage, die jetzt auch die fünf Vorstädte (.. Petri-, Margarethen-, Georgi-, Martini- und Nikolai-Vorstadt..) schützte.
9 äußere Stadttore lagen an den Zugängen zu den Fernstraßen, wie das Äußere Frauentor, das Schaffentor, das Ammertor, das Wagenstedter Tor, das Klingentor, das Bollstedter Tor, das Äußere Erfurter Tor, das Äußere Neupfortentor und das Äußere Felchtaer Tor. An der Harwand lag früher am Ende des Alten Blobachs das sogenannte Kaisertor, durch das man über den Tonberg zum alten Hessenweg kam. Wahrscheiunlich durch die neue Straßenführung über den Galgenberg zum Frauentor, wurde das Tor durch das Schaffentor ersetzt.
An den Straßen von den inneren zu den äußeren Toren wohnten die "Vorstädter", die meist kein volles Bürgerrecht hatten Die übrigen Vorstadtstraßen waren aber damals meist nicht durchgängig bebaut und ein großer Teil der Fläche wurde als Gartenland genutzt 

Inneres und mittleres Erfurter Tor
Die inneren Stadttore hatten inzwischen alle noch ein Vortor erhalten, das durch Zwingermauern mit dem Haupttor verbunden war.
In Kriegszeiten wurden die Tore noch zusätzlich durch stabile Gatter geschützt oder es wurden nur  ein oder zwei Tore benutzt und die anderen mit Mist zugeschanzt.
Die Torwächter wohnten mit ihrer Familie in den Tortürmen, so daß sie Tag und Nacht erreichbar waren. An normalen Tagen wurden die Tore dann bei Sonnenaufgang geöffnet und bei Sonnenuntergang geschlossen. An den mittleren Toren standen Zollhäuschen, in denen der Zollwächter wohnte, der auf ein- oder auszuführende Waren einen Zoll erhob.



trigonometrische Planung
auch für die äußeren Stadttore
Wie die inneren Stadttore wurden damals auch die äußeren Tore nach trigonometrischen Berechnungen angeordnet. So konnte ich zahlreiche Zuordnungen sowohl für alle Kirchen der Stadt, sowie für die Stadttore und andere wichtige Bauten ermitteln.
Hier die Einordnung nach einem gleichschenkligen Dreieck für das Äußere Frauentor und das Äußere Felchtaer Tor von der St.Blasius-Kirche am Untermarkt aus. Ein damals in Mühlhausen angewandtes Prinzip, das auch Bühner in den Mühlhäuser Beiträgen eingehend begründet hat.


Äußeres Frauentor (um 1905)
Das Äußere Frauentor führte von der Petrivorstadt über den Tonberg zum alten Hessenweg.
Altenburg schrieb dazu 1824..:
".. Die Straße führt vom inneren Frauenthor bis ans äußere Thor, welches das höchste Tor in den Vorstädten ist. Durch dieses Thor führet der Weg nach Pfaffenroda, Eigenrieden und in das Hessische. Die äußern Thore waren alle mit starken eichenen .. Fallgattern nach außen versehen, die.. im Fall der Noth .. leicht heruntergelassen wurden. Nach dem Bauernkriege sind die Gatter  in den Verfall gekommen, aber im Anfang des 30jährigen Krieges wieder damit veresehen worden .."
Vom Äußeren Frauentor kam man damals noch am Galgenberg (Schützenberg) vorbei zur Pfafferöder Höhle und vorbei an der Tonbergswarte und am Gut Pfafferode zur Eigenrieder Warte.

Äußeres Erfurter Tor
Zum Äußeren Erfurter Tor schreibt Altenburg..: ".. welches nach Höngeda, Seebach und Erfurt führt, vor einigen Jahren aber abgebrochen .. ist..." Das Tor lag an der ".. Straße vom innern Erfurter Thore bis ans obere.."
(.. wie die Johannisstraße am Blobach erhielt auch die Langensalzaer Straße erst 1876 ihren heutigen Namen. Das Tor war 1823 abgebrochen worden, das Fundament wurde 1991 beim damaligen Straßenbau freigelegt...)
Vom Tor führten früher zwei Wege nach Süden und Südosten. Durch die Erfurter Höhle und vorbei am Katzenturm in den Süden und über den Schadeberg und Ämilienhausen nach Langensalza und Erfurt.

Wagenstedter Tor und Brücke
An der früheren Unstrutfurt entstand im Mittelalter die steinerne Wagenstedter Brücke auf deren Stadtseite das Wagenstedter bzw. Schindertor stand. (.. Die Bezeichnung kam vom nebenan errichteten Schinderhaus, der städtischen Abdeckerei ..)
Auch hier wurde die heutige Sondershäuser Straße als ".. die Straße vom Görmar- bis ans Wagenstedter Thor.." bezeichnet und Altenburg schreibt hierzu..: ".. Durch dieses Thor gehet der Weg nach Windeberg, Saalfeld, Keule, Sondershausen und Nordhausen.." Die mittelalterliche Lange Straße über Tuttensoda in den Norden und die Verbindung nach Ammern wurde aber nicht mehr erwähnt, die waren wohl durch den Bau der Ammerbrücke und der Straße nach Ammern abgelöst worden. 1862 wurde dann das Tor abgerissen, die steinerne Brücke wurde aber erst im 20.Jh. durch eine neue Brücke ersetzt.

alte Karte
des mühlhäuser Gebietes
Auf einer alten Karte des mühlhäuser Gebietes sind zwar die Gewässer, Dörfer und späteren Wüstungen, aber leider keine Straßen aufgezeigt.
Überhaupt war der Gebrauch von Karten noch nicht üblich.. Die Fuhrleute kannten ihre Straßen mit all ihren Tücken.. und die Wandersleute fragten sich nach dem nächsten Ort durch. Für die Abgrenzung zu den anderen Hoheitsgebieten kamen dann Grenzsteine zum Einsatz und an den Straßen kamen die ersten Grenzposten und Warten auf.


Burg Hanstein
Bald nach der Zerstörung der mühlhäuser Reichsburg war ein Teil der früher hier ansässigen Ministerialen ".. der Stadt Feinde geworden .." und besonders die Adligen aus dem Eichsfeld, dem Harzvorland und aus dem Werragebiet überfielen immer wieder das Gebiet der jetzt freien Reichsstadt.
Meist kamen sie als berittene Abteilungen und so wurden mehrere Dörfer, wie Dörna und Hollenbach, Lengefeld, Weida, Windeberg u.a. mehrmals überfallen, beraubt und gebrandschatzt.
Besonders mit den Herren von Hanstein lag die Stadt lange in Fehde.. Die Hansteiner überfielen immer wieder mühlhäuser Gebiet und die Mühlhäuser zogen vor die Burg und zerstörten deren Dörfer.



Gebiet der freien Reichsstadt
Zum Schutz gegen die Überfälle aus dem Eichsfeld wurde nach 1350 im Westen und Norden des Gebietes der Freien Reichsstadt der Landgraben mit 26 km länge und acht Warten an den Fernstraßen angelegt. Die stellenweise doppelte Wall-Graben-Anlage war noch durch einen Knickverhau geschützt.
Folgende Warten schützten die hier durchführenden Fernstraßen..: Die Eigenrieder Warte den Hessenweg, die Dörnasche Warte die Straße nach Heiligenstadt, die Lengefelder Warte die Straße nach Dingelstedt, die Horsmarsche Warte die Straße nach Reifenstein, die Eigenröder Warte die Straße nach Rüdigershagen und die Sollstedter Warte die Straße nach Keula und Nordhausen.
Außerdem standen auf den Anhöhen rings um die Stadt Wachttürme, von denen, wie von den Warten am Landgraben, die Türmer der Stadt vor herannahenden Feinden gewarnt wurden. 

Lengefelder Warte
Die Straßenwarten am Landgraben - hier die heute noch vorhandene Lengefelder Warte - hatten neben dem Wartturm mit dem hochgelegenen Zugang noch ein Wächterhaus und eine Ringmauer, an der es einen äußeren und inneren Schlagbaum gab.
In Friedenzeiten wurde nur der Ein- und Ausgang zum Gebiet der Reichsstadt kontrolliert und ein entsprechendes Wegegeld kassiert. In Kriegszeiten zog sich die Besatzung bei Gefahr auf den Turm zurück, von dem die Stadt durch Feuer bzw. Rauchzeichen oder Böllerschüsse gewarnt wurde. 

Straßen und Warten der Umgebung im 15.Jh.
Während sich die Straßen im Stadtgebiet vom 14. bis 18. Jahrhundert nur wenig änderten und die äußere Stadtmauer jahrhunderte lang die äußere Begrenzung darstellte, änderte sich bei den Fernstraßen doch nach und nach deren Bedeutung.
Einige Straßen, wie die Lange Straße über Tuttensoda in den Norden oder die Südstraße durch die Erfurter Höhle verloren an Bedeutung und wurden durch andere Straßen ersetzt. An Bedeutung gewannen dagegen die neue Straße über die Ammerbrücke nach Ammern oder auch die neue Straße nach Eisenach über das Äußere Neupfortentor.

Wachtturm
Die über 16 Warten auf den Anhöhen rings um die Stadt standen oft auch in der Nähe der alten Fernstraßen, um herannahende Feinde rechtzeitig melden zu können. Nach dem Dreißigjährigen Krieg dienten sie teilweise noch der Jagdaufsicht, wurden aber dann vernachlässigt und wenn sie verfielen, nicht wieder instandgesetzt. Als eine der letzten Warten wurde der Katzenturm an den Katzentreppen im Jahre 1792 abgerissen.
Altenburg nannte 1824 sechzehn Warten, von denen die meisten schon zerfallen waren..:
Eigenrieder Warte, Eichelwarte, Forstbergwarte, Tonbergswarte, Hausenwarte, Abbentalwarte, Horsmarsche Warte, Schalcheröder Warte, Katzenturm, Spielbergswarte, Dorlaer Warte, Mühlhäuser Warte, Warte zu Eichen, Warte am roten Berge, Nützigerodaer Warte, Schadebergswarte..
Pfafferöder Höhle (um 1970)
Auch die meisten Hohlwege rings um die Stadt sind inzwischen verschwunden. Sie entstanden im Mittelalter besonders an Berghängen und heute erinnert noch die Erfurter- und die Pfafferöder Höhle als Straßenbezeichnung an diese alten Wegeführungen.
Aber auch am Bergweg zum Schadeberg, an der Füllscheuer und am Danielsberg an der alten Straße nach Lengefeld gab es solche alten Hohlwege.




Kaufmannswagen am Ausspann
Für die Fuhrleute mit ihren plumpen Kaufmannswagen war es schon beschwerlich auf den alten Fernstraßen. Oft waren es nur bessere Feldwege, die an nassen, morastigen Stellen oft umfahren wurden und so zu fächerförmigen, mehrspurigen "Straßen" wurden.
An den Fernstraßen entstanden dann auch nicht nur in der Stadt Gasthöfe, wo übernachtet und "ausgespannt" werden konnte.


1525 - Bauernheer
1525 zogen dann auch in Nordthüringen die Bauernheere über die Straßen, um gegen ihre Ausbeuter und Unterdrücker zu Felde zu ziehen.
Mühlhausen wurde unter Thomas Müntzer und Heinrich Pfeiffer zum Zentrum des nordthüringer Bauernaufstandes und im Gehren, an der Straße nach Görmar sammelte sich der "Schwarze Haufen" mit etwa 10.000 Mann zum Zug gegen den Adel und die Kirche.

1525 - Bauernkrieg in Nordthüringen
Zuerst ging es nach Langensalza, dann nach Ebeleben und von dort ins Eichsfeld, wo Burgen und Klöster gestürmt wurden. Ein Teil zog dann wieder nach hause und der Rest traf sich mit den mansfelder Bauern bei Frankenhausen, wo ihnen die vereinigten Fürstenheere eine vernichtende Niederlage bereiteten. Etwa 6.000 Bauern verloren auf dem Schlachtberg ihr Leben und hunderte wurden später noch hingerichtet. Auch in vielen Städten und Dörfern übten die fürstlichen Truppen noch Rache und Mühlhausen musste sich auf Gnade und Ungnade ergeben. Die "Rädelsführer" wurden hingerichtet und die Stadt sollte neben 120.000 Gulden Strafgeld auch alle anderen Schäden ersetzen.
 Mühlhausen und das Territorium wurde jetzt den Fürsten unterstellt und erst jahrzehnte später wieder in ihre alten Rechte eingesetzt.

Mühlhausen um 1600
Um 1600 hatte sich die Freie Reichstadt wieder erholt.  Handwerk und Handel florierten wieder und über die Straßen zur Stadt kamen wieder Waren aus aller Welt. Mit den über 20 Wassermühlen hatte die Stadt einen guten Grundstock für die gewerbliche Entwicklung und um 1600 gab es über 800 Handwerksmeister  in den verschiedenen Gewerken.
Verheerend hatten sich die verschiedenen großen Stadtbrände und die Pest ausgewirkt, wo tausende Einwohner starben und zum Teil ganze Straßenzüge, besonders in den Vorstädten verödeten.
Ansonsten blieb aber das Straßenbild der Innenstadt fast unverändert, nur die "Neue Gasse" zwischen der Ratstraße und der Linsenstraße war auf dem Gelände des aufgelösten Barfüßerklosters neu entstanden. Offizielle Straßennamen gab es damals noch nicht, aber bereits im 14.Jh. gab es - meist lateinische - Straßenbezeichnungen in alten Urkunden.


Kutsche im 16.-17.Jh.
Auf den Straßen von und zur Stadt war das Reisen jetzt bequemer geworden. Wer es sich leisten konnte, fuhr mit der Kutsche, deren Wagenkasten an Lederriemen beweglich aufgehangen waren.
Trotzdem kam es durch die katastrophalen Wegeverhältnisse zu Rad- und Achsenbrüchen und umgestürtzte Kutschen und Wagen gab es immer wieder.

Aber den größten Teil der Reisenden stellten doch noch die Wanderer, die zu Fuß über die Straßen zogen, denn Reitpferde konnten sich auch nur Begüterte leisten. 


"Thuringische Landtafel" von 1625
Auch auf der Thuringischen Landtafel von 1625 sind zwar die meisten Orte der Umgebung aufgezeigt, aber auch hier fehlt die Straßenführung.
Mühlhausen lag zwar in der Mitte des Reiches, aber die wirtschaftliche Entwicklung fand jetzt im Wesren, Süden und Osten statt und die fürstlichen Residenzen wurden zu Zentren der Macht und Entwicklung im Lande.
Aber dann kam noch etwas, was die freie Reichsstadt und fast ganz Deutschland ins Verderben stürzte..., der Dreißigjährige Krieg... und jetzt war die zentrale Lage in Deutschland für Mühlhausen gar nicht so günstig, denn ständig zogen Truppen aller Herren Länder durch die Stadt und das mühlhäuser Gebiet.


Landsknechtszug im 30-jährigen Krieg
Eingehend wurde in der alten Chronik über den Einmarsch des kaiserlichen Generals Pappenheim mit seiner Armee im Jahre 1632 berichtet. Die Armee kam über den Dachrieder Kopf und der General zog mit einem Teil der Truppen durch das Ammertor in die Margarethenvorstadt ein, besetzte in einem Handstreich das Pfortentor und zog auf das Rathaus, wo er den Bürgermeister und 15 Ratsherren zu Geiseln nahm, weil das hohe "Strafgeld" von 200.000 Talern nicht aufgebracht werden konnte.
Aber nicht nur der Pappenheimer, auch die anderen Truppen die hier durchzogen bzw. sich einquartierten, forderten Geld und Proviant und drangsalierten die Einwohner der Stadt und der Dörfer. Bald traute sich niemand mehr vor die Tore der Stadt und die Bauern versteckten sich vor den marodierenden Soldaten in den Wäldern.

Merianstich von 1642
Auf dem Merianstich von 1642 zeigt sich die Freie Reichsstadt zwar als ein wohlhabendes "festes Städtelein".., aber Ende des Dreißigjährigen Krieges, war die Bevölkerungzahl besonders durch die Pestepidemien auf über die Hälfte geschrumpft.
Nur langsam erholten sich Stadt und Bevölkerung von den Unbillen des Krieges und auch die Wirtschaft kam nur zögerlich wieder in Schwung. Der Hopfen- und Weinanbau waren völlig eingegangen. Mussten Weber, Schuster und Schneider oft um ihre Existenz kämpfen, entwickelte sich jetzt die Gerberei besonders in den Straßen an den Wasserläufen und Straßenbächen.

Plan der "Festung" Mühlhausen - 1762
Der siebenjährige Krieg Preußens gegen das Reich und die verbündeten Franzosen brachte auch für die Freie Reichssadt, die dem Kaiser in Wien direkt unterstand, wieder neue Erschwernisse.
1761/62 besetzten französische Truppen die Stadt und wollten sie zur Festung ausbauen.
Um die gesammte Innenstadt wurden Bollwerke, Schanzen, Palisaden und Gräben errichtet. Zum Schluss blieben nur das Frauentor und das Burgtor offen und alle anderen inneren Tore wurden mit Mist verschanzt.

1762 - Bollwerke am Blobach
Nach dem Abzug der Franzosen kamen dann laufend fremde Truppen durch die Stadt, die ebenfalls Quartier, Proviant und Geld forderten.
Erst nach und nach wurden dann die "Festungsbauten" in den Vorstädten wieder abgetragen und die erheblichen Schäden an der Stadtbefestigung und in den Gärten und Gebäuden beseitigt. Besonders am Blobach, der durch den Festungsbau völlig ruiniert worden war, dauerte die Wiederherstellung einige Zeit.
(.. In der "Festungszeit" mussten durchziehende Truppen aus dem Norden über den Petristeinweg und durch die Zinkengasse zum alten Hessenweg beim Äußeren Frauentor ziehen und auch sonst mussten viele Umwege in Kauf genommen werden, um in und um die Stadt zu kommen ..)  

Mühlhausen um 1790
Ende des 18. Jahrhunderts war Mühlhausen aber wieder die friedliche Ackerbürgerstadt, die zwar durch die ständigen Kriege und Abgaben an das Reich  total verschuldet war, aber wenigstens in ihrer Substanz weitgehend erhalten war.
Übrigens war unter den Franzosen 1762 eine durchgehende Nummerierung der Gebäude in der Stadt eingeführt worden, die straßenweise Nummerierung kam dann erst über hundert Jahre später.

Wandergesellen
Jetzt waren auch die Wandergesellen wieder gefahrlos auf den Straßen unterwegs, denn noch war das alte Zunftrecht voll gültig und die Handwerker entwickelten oft einen bescheidenen Wohlstand.
Aber auch die Bauern aus der Umgebung, die in der Stadt ihre Ware anboten und die Wanderhändler bzw. Trödler waren auf den Landstraßen unterwegs. Längst hatten die Burgen in der Nähe der Straßen ihre Bedeutung verloren und nur im Eichsfeld wurden einige noch als Sitz der Amtsvögte genutzt, die aber dann meist ihren Amtssitz in naheliegende Städte verlegten.
Im Gebiet der freien Reichsstadt Mühlhausen hatten sich keine Burgen erhalten, einige Dörfer hatten aber auch Zugangstore und waren durch Verhaue und Zäune geschützt, die aber dann auch verfielen.



Gebiet der Freien Reichsstadt um 1800
Um 1800 bestand das Gebiet der freien Reichsstadt noch so, wie es vor 300 Jahren gebildet wurde und auch die meisten alten Fernstraßen verliefen noch auf den mittelalterlichen Trassen.
Noch lange standen an diesen alten Straßen öfters steinerne Sühnekreuze, wie z.B. am Windeberger Kreuz.
Im mühlhäuser Gebiet wohnten jetzt 14.815 Einwohner, davon 9.092 in der Stadt. Aber die Zeit des absolutistisch regierenden edlen Rates ging langsam zu ende und 1801 verlor der größte Teil der reichsfreien Städte in Deutschland.im Frieden von Luneville seine Selbsständkeit.

2 Kommentare:

  1. 1945 sprengen der Ammerbrücke: Mein Vater, Hugo Büttner, hat das verhindert. Wir wohnten in der Kräuterstr. Der mit dem sprengen beauftragte Soldat war Hesse, und mein Vater war auch Hesse. Er überredete den Soldaten, brachte ihn mit nach Hause und wir verbrannten seine Uniform. Er blieb bei uns bis Ruhe eingekehrt war. Dann gab ihm mein Vater ein Fahrrad und der Mann machte sich auf den Weg nach Hause. Mein Vater war damals der Meister bei Auto Pfeiffer.

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    1. Im Straßenbeitrag-Beitrag Nr.6 wurde die Geschichte der Straßen und Brücken im 20.Jahrhundert aufgezeigt.. Es ist schon beeindruckend, daß durch das besonnene Handeln einzelner noch mehr Zerstörung verhindert wurde..
      GK

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