Samstag, 30. Juni 2012

11) Straßen in und um Mühlhausen - Teil 3 -

Mühlhausen im 13.Jh.

Mühlhausen im 12. - 13. Jahrhundert ..

... hatte sich zu einer aufblühenden Königsstadt entwickelt, die Anfang des 13. Jahrhunderts mit einer  2,7 km langen Stadtmauer umgeben wurde.
Die vier Haupttore (Frauentor, Görmartor, Erfurter Tor und Felchtaer Tor), die zu den wichtigsten Fernstraßen führten, wurden durch enge Torpforten (Burgpforte, Alte Pforte und Neue Pforte) ergänzt.


.. eine Neuplanung im 12.-13.Jh. .. ??? ..
Dieser Entwicklung ging aber nach meinen Ermittlungen erst einmal eine neue Stadtplanung voraus.
So entstand mit der neuen Kirchenachse von St.Martini in Görmer über die Marienkirche zur Johanniskirche am Blobach, auch eine neue Planungsachse für die weitere Anordnung von Straßen und auch für die Anlage der späteren Stadtmauer.
Offensichtlich war aber mit dieser neuen Planung der Gedanke der "via triumphalis" ad acta gelegt worden, denn sowohl die neue Stadtmauer, wie auch andere Straßenführungen (Holzstraße) wichen von dem ehemaligen Konzept ab.
War der Wechsel der Königshäuser oder der Angriff Heinrich des Löwen im Jahre 1180 daran Schuld..?? Denn die Chronik berichtete, das der Löwe die Stadt damals "mehrenteils verbrannte".

.. neue Ausrichtung der Straßenplanung ..
 Jetzt erhielt die Marienkirche ein neue Ost-West-Ausrichtung und zu dieser neuen Planungsachse wurden weitere Straßen u.a. paralell oder rechtwinklig angeordnet. 
 So führte jetzt der neue Steinweg auf einer paralell verlaufenden Linie, die vom Frauentor zum Görmartor verlief und auch ein ganzes Stück der südlichen Stadtmauer (am Lindenbühl) verlief paralell zu dieser Planungsachse. Rechtwinklig dazu waren z.B. die Breitenstraße und Mei0nersgasse, die Stätte, die Grasegasse und Bollstedter Gasse u.a. angeordnet.


Neuausrichtung der Planungsachse

Der Bau I der Marienkirche war ursprünglich auf der Mittelachse der geplanten via triumphalis errichtet worden, die auch der paralell verlaufenden Achse von St.Nikolai in Görmar zur St.Blasiuskirche der Altstadt entsprach.
Die Neuausrichtung der Marienkirche (Bau II) zur Martinikirche in Görmar brachte somit nicht nur eine Neuausrichtung der Kirchenachse, sondern auch eine Neuausrichtung der Stadtplanung mit sich.


Bau II der Marienkirche
 Der Bau II der Marienkirche war so zum bestimmenden Faktor der Stadtplanung für die Neustadt und für die Gesamtstadt geworden.
Mehrere Straßen und Gassen wurden paralell oder rechtwinklig zur neuen Hauptachse angelegt und auch für die Stadtmauer und deren Tore ergaben sich von hier neue Einordnungen.
Damals bildete sich der Straßenverlauf der heutigen Innenstadt heraus, der sich bis heute nicht wesentlich verändert hat.




Reichsburg - Herrschaftssitz und zentraler Planungspunkt
Die königliche Reichsburg Mühlhausen war im 11. - 13. Jahrhundert nicht nur der politische Mittelpunkt des nordthüringer Reichsgutbezirkes, sondern auch ein wichtiger Punkt für die Einordnung von Bauten und Straßen im Mittelalter.
Hier residierten die Kaiser und Könige auf ihren Zügen durch das Land und hier residierte in Abwesenheit des Königs der von ihm eingesetzte Präfekt..., meist ein hoher Adliger.
Als Heinrich der Löwe im Jahre 1180 die Königsstadt teilweise abbrannte, waren wohl besonders die Burg und die festen Höfe der Vorburg beeinträchtigt worden. Aber die Burg muß wohl bald wieder neu aufgebaut worden sein, denn schon in den neunziger Jahren fanden hier wieder wichtige Tagungen statt und 1198 wurde hier Philipp von Schwaben zum deutschen König gewählt. 


... zur nächsten Königspfalz ..
 Nur zehn Jahre später war der Welfe Otto IV. deutscher Kaiser, der aber dann Friedrich II. dem Enkel Barbarossas weichen mußte.
In diese Zeit der Umbrüche dürfte auch die Neugestaltung der Königsstadt Mühlhausen und der Bau der Stadtmauer gefallen sein.
Die Könige residierten jetzt vorwiegend im Westen des Landes oder in Italien und im Interegnum, der kaiserlosen Zeit (ab 1254)., zerfiel die Macht der Könige und die Macht der Fürsten und des Adels nahm immer mehr zu, was natürlich zu ständigen Kämpfen führte. 

Stadtmauerbau - Anfang des 13.Jhs.
 Anfang des 13. Jahrhunderts wurde die königliche Stadt mit einer Stadtmauer umgeben. Aus der Marktsiedlung bei St.Kiliani, der Altstadt bei St.Blasius, der Neustadt mit St.Marien und dem Jakobiviertel mit der Jakobikieche, hatte sich ein 49 ha großes Stadtareal herausgebildet, das jetzt als "des Reiches Stadt" entsprechend befestigt wurde.


Stadtbildung im 12.-13.Jh.
Noch war damals die königliche Reichsburg der beherrschende Teil dieser Stadt, die allerdings sowohl in der Altstadt am Untermarkt und in der Neustadt am Obermarkt bürgerliche Rats- und Gerichtsgebäude besaß.
Eine wichtige Stellung hatte wohl auch der vermutete Vorgängerbau des Rathauses, der an der Nahtstelle zwischen Alt- und Neustadt sowie dem Jakobiviertel lag. Hier könnte sich der Verwaltungssitz des Reichsschultheißen bzw. Präfekten befunden haben. Einen Wohnturm als wahrscheinlichen Rathausvorgängerbau hatten Sünder und Mahr nachgewiesen.
Die Skizze zeigt auch noch deutlich die Entwicklung der alten Straßen der Stadt auf. Während in der Altstadt und der angrenzenden östlichen und westlichen Bebauung die Straßen wohl überwiegend nach den alten Wegeführungen verliefen, wird in der Neustadt die geplante rechtwinklige Anordnung deutlich.


Planung der inneren Stadttore
 Die besondere Stellung des Rathausvorgängerbaues wird auch durch seine Verwendung als Bezugspunkt bei der Einordnung der Stadttore deutlich. So hatte bereits Bühner diesen Punkt und die entsprechende Zuordnung  der ersten Stadttore (Burgpforte, Görmartor, Erfurter Tor, Felchtaer Tor und Frauentor) aufgezeigt, die den Beweis für diesen Punkt Anfang des 13. Jahrhunderts belegt.



Felchtaer Tore im 13.Jh.
Die inneren Stadttore erhielten dann noch noch entsprechende Vortore, die durch Zwingermauern mit dem Haupttor verbunden waren, wie hier beim inneren und mittleren Felchtaer Tor.
Die Stadttore wurden bei Sonnenaufgang geöffnet und bei Sonnenuntergang geschlossen und außer dieser Zeit mußte ein entsprechendes Torgeld an den Torwächter, der im Turm wohnte, gezahlt werden. 


.. mittelalterliche Stadt ..
 Mitte des 13. Jahrhunderts hatten die Bürger der Stadt zahlreiche Privilegien errungen und sie trennten 1251 die Königsburg durch eine Trennmauer von "ihrer" Stadt ab.
In der kaiserfreien Zeit zerstörten sie dann im Jahre 1256 sogar die Reichsburg und setzten so die Selbstverwaltung der Stadt durch den Rat durch. Ein Teil der Ministerialen passte sich den neuen Verhältnissen an und gehörten als bedeutende Grundbesitzer neben den reichen Bürgern bald dem "edlen Rat" an.
Ende des 13. Jahrhunderts wurde dann noch die Breitsülze zur Oberstadt geleitet und bald floss durch alle Straßen der Stadt ein Straßenbach. Und auch der Nah- und Fernverkehr floss durch "das feste Srädtelein", das durch zahlreiche Fernstraßen mit dem Umland verbunden war.


Feudalhof im 13.Jh.
Die Feudalhöfe der Ministerialen in der Stadt verschwanden zwar nach und nach, aber auf dem Lande  hatte der Feudaladel noch lange das Sagen. Einige Straßennamen erinnern heute noch an den Sitz der "edlen Geschlechter".., wie die Körnergasse, die Bollstedter Gasse,
Einige der Ministerialen waren 1256 "der Stadt Feinde geworden" und besonders die Ritter aus dem Eichsfeld überfielen in der Folgezeit immer wieder "die reichen Pfeffersäcke" und ihre Dörfer.



"Kutschwagen" im 13.Jh.
Die Straßen waren unsicher zu dieser Zeit und die Fuhrleute waren nicht nur Räubern, sondern auch feindlichen Rittern ausgeliefert.
Die Stadt war mehreren Städtebünden beigetreten und es wurden "Geleitstraßen" eingerichtet, wo die Fuhrleute gegen ein Entgelt von Bewaffneten begleitet wurden.
Wer damals von Ort zu Ort wollte, musste sich schon auf "Schusters Rappen" verlassen, denn zu Pferd bewegten sich überwiegend nur Adlige und Krieger auf den Straßen und das Reisen mit den schwerfälligen Kastenwagen auf den holprigen "Straßen" war auch nicht das reine Vergnügen.


Straßen im Reichsgutbezirk Mühlhausen
Um 1300 war das Umland der Stadt noch von den Landsitzen der ehenaligen Ministerialen bestimmt, die jetzt zum erblichen Adel gehörten. Aber nach und nach erwarb die jetzt freie Reichsstadt immer mehr Dörfer von den adligen Besitzern.
Mühlhausen wurde zu einem wichtigen Zentrum in Nordthüringen und war jetzt durch zahlreiche wichtige Fernstraßen mit den Städten im ganzen Reich verbunden.



Im nächsten Teil 4 soll die Zeit vom 14. bis 18. Jahrhundert aufgezeigt werden..
Eine Zeit, die zwar für die Stadt keine wesentlichen Veränderungen im Straßenbild brachte.., aber dafür ein ständiges Auf- und Ab in der Entwicklung der noch freien Reichsstadt.














Donnerstag, 28. Juni 2012

10) Straßen in und um Mühlhausen - Teil 2 -

Mühlhausen im 10. - 12.Jh.
Mühlhausen im 10. bis 12. Jahrhundert ...

.. zeigt sich als eine Königsstadt, in der die Reichsburg (1) sowohl politisch und auch planerisch eine bedeutende Stellung einnahm.
Die Altstadt (2) mit der St.Blasiuskirche als Mittelpunkt, hatte sich im 10.Jahrhundert nach der ersten Ansiedlung bei St.Georgi (3) und der nachfolgenden Martksiedlung bei St.Kiliani (4) gebildet.
Neben den frühen Ansiedlungen bei St.Jakobi / St.Nikolai (Wasserfelchta) und am Plänchen, entstand dann die geplante Neustadt mit der Königskirche St.Marien..
Im Zuge dieser Planung war wohl auch der alte Hessenweg (A) von der Oberstadt über den Galgenberg (heute Schützenberg) und von dort durch die Pfafferöder Höhle auf den Tonberg verlegt worden. Über die heutige Rosenstraße führte wohl damals ein Verbindungsweg zur Altstadt bei St.Jakobi.
In der Altstadt selbst waren schon damals die heutige Erfurter Straße, die Felchtaer Straße, sowie die heutige Röbling- und Görmarstraße vorhanden und auch im Vorburgbereich und bei Sr.Jakobi gab es bereits alte Straßenführungen.

Planung der Neustadt
 Wahrscheinlich im 11. Jahrhundert könnte die Planung der Neustadt, nach trigonometrischen Gesichtspunkten erfolgt sein.
Es war damals in wichtigen Städten des Reiches üblich, bedeutende Kirchen als Ausgangs- und Zielpunkte zu wählen, nach denen andere Bauten und Straßen eingeordnet wurden.
So dürfte die ehemalige Königskirche St.Nikolai in dem Hauptort der Germaramark als wichtiger Bezugspunkt gedient haben.
Das nebenstehende von mir ermittelte Schema zeigt, daß sehr wahrscheinlich nach der Hauptlinie St.Nikolai in Görmar zur St.Blasiuskirche der Altstadt, eine zielgerichte Planung der Neustadt  erfolgte, denn die Paralell-Linien und die rechtwinkligen Straßenanordnungen der Oberstadt passen genau in dieses Planungsschema..

.. die geplante VIA TRIUMPHALIS ..
Noch interessanter wird dieses Planungsschema, wenn man es mit der von Aulepp vermuteten via triumphalis - einer platzähnlichen breiten Königsstraße - in der Neustadt vergleicht.
Während die Linie der geplanten Nordseite zum Planungspunkt auf der Reichsburg führt, bildet die südliche Linie die Begrenzung der Bebauung auf der Südseite des Blobachs und in der Herrenstraße ... und genau auf der Mittellinie dieser Konstruktion lag der erste Bau der Marienkirche, noch in seiner ehemaligen Ausrichtung ..
Auch die rechtwinklige Anordnung einiger damals entstandenen Straßen zu dieser Konstruktion (wie die Breitenstraße, Grasegasse, Ratstraße, Bastnarkt u.a.) sowie die Anordnung von St.Jakobi nach einer Paralell-Linie zur älteren St.Martinskirche in Görmar läßt sich mit diesem Planungsschema erklären.
Alles nur Zufall ..??

Kaiser Otto II.
 Die Königsstadt Mühlhausen war ja damals als Pfalzstadt Eigentum des Königs bzw. des Reiches. Vom König eingesetzte Adlige bzw. Ministerialen verwalteten und schützten die Stadt und den dazu gehörenden Reichsgutbezirk.
Die Kaiser und Könige hatten damals keine feste Residenz sondern regierten das Land in den verschiedenen Königspfalzen, wo dann meist bei Anwesenheit des Königs bzw. Kaisers wichtige Beschlüsse gefasst wurden.
Besonders zwischen diesen Pfalzorten wurden die alten frühmittelalterlichen Straßen zu Heer- bzw. Königsstraßen ausgebaut.., wobei sie allerdings immer noch besseren Feldwegen glichen . Die wachsende Königsstadt wurde aber nach geometrischen Gesichtspunkten weiter entwickelt.


Konigsburg im 11.Jh.
 So wurde der fränkische Königshof in Mühlhausen nach und nach zur ottonisch-salischen Reichsburg ausgebaut, zu der wahrscheinlich noch zwischen der Grasegasse und der Hauptmannsstraße eine Vorburg bestand, die als Ganerbenburg Sitz wichtiger Ministerialen war. Von dieser Burg aus wurden dann zahlreiche Einordnungen wichtiger Bauten vorgenommen.
Auch im übrigen Stadtgebiet und in den Dörfern des Reichsgutbezirkes gab es Feudalhöfe dieser Ministerialen, die sich dann oft nach ihren Lehen benannten. (z.B. die Herren von Görmar, von Bollstedt, von Weidensee, von Windeberg, von Körner usw.)
.. auf der Heerstraße ..
Wichtig waren damals die Heer- und Königsstraßen, die als Verbindungsstraße zwischen Pfalzorten und als Fernstraßen für Kriegszüge dienten.
So die Heerstraße (B - I) von Heiligenstadt über Mühlhausen nach Gebesee bei Erfurt, der alte Hessenweg (A - H) von Eschwege über Mühlhausen in den Osten, sowie die Lange Straße (J - E) von Meiningen über Mühlhausen in den Harz ....




.. die Sradr entsteht ..
 Wichtig waren aber auch die Handelswege, die zu den Märkten im Lande führten. Märkte durften damals nur an den vom König dazu priviligierten Orten stattfinden, wobei in der Königsstadt Mühlhausen - die ja dem König gehörte - ein solches Privileg entfiel.
So war dann auch der erste erwähnte Markt bei St.Kiliani ein weiterer wichtiger Platz, wo sich die Händler ansiedelten und hier kreuzten sich auch die wichtigen Straßen von Süden nach Norden mit den Ost - West-Straßen ..


.. auf dem Markt ..
 An den Märkten mußten dann entsprechende Zölle für die Ware entrichtet werden..., der königliche Zöllner war wohl ein wichtiger Adliger, bei der Zöllnersgasse in der Nähe des Feudalhofes am Entenbühl könnte der Sitz des Zöllners gelegen haben.. und südlich dieses Feudalsitzes bildete sich dann die Altstadt mit der St.Blasiuskirche ..






Altstadt mit St.Blasius
Der Untermarkt mit der St.Blasiuskirche war dann ebenfalls ein Kreuzungspunkt wichtiger Straßen.. Hier führte vom Hessenweg beim Galgenberg über die Rosenstraße und die Felchtaerstraße, der Weg vom Untermarkt über die Erfurterstraße und Langensalzaer Straße nach Südosten .. und von der Straße aus Eisenach über die Vogtei kam der Weg durch die Spielbergstraße zum Untermarkt und führte durch die jetztige Röblingstraße und Görmarstraße zur Unstrutfurt bzw der späteren Wagenstedter Brücke. 

Weber im 12.Jh.
 Mühlhausen entwickelte sich nach und nach und Händler, Ackerbürger und Handwerker lösten sich allmählich aus der feudalen Abhängigkeit.
Bürger konnte aber nur werden, wer ein entsprechendes Bürgergeld zahlte, so daß die übrige "Unterschicht" als Untertanen oder Mitwohner bzw. Hintersassen  bezeichnet wurden ..
Besonders die Weberei entwickelte sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig, wozu der Flachsanbau (Leineweber) und die Schafzucht (Wollweber) besonders mit beitrug.





Königshof im 12.Jh.
 Wichtig waren damals auch die Verbindungsstraßen zu den weiteren Königshofen des Reichsgutbezirkes und den festen Höfen oder Burgen der Ministerialen und des Feudaladels.
So gab es Königshöfe in Eschwege, Frieda, Heiligenstadt, Worbis, Nordhausen, Tilleda, Sondershausen, Ebeleben, Schlotheim und Körner .. und Burgen bzw. feste Höfe des Adels gab es in zahlreichen Orten der Umgebung.
(Die Königsburg von Tuttensoda am Rande des Reiserschen Tales, die Otto II. seiner Gemahlin schenkte und an der die Lange Straße in den Norden führte, verschwand aber schon im 15.Jh. und bald auch die alte Straße..)

.. auf dem Handelsweg ..
Wichtig waren aber auch besonders die Handelsstraßen, denn viele Waren mußten von den Fuhrleuten oft von weit her transportiert werden.. Aber lange noch waren auch die Fernstraßen nur bessere Feldwege, die Anfangs überwiegend als Höhenstraßen angelegt waren, um lästige Flußdurchquerungen zu vermeiden..
An einigen Berghängen entstanden dann oft ausgefahrene Hohlwege, von denen die Pfafferöder Höhle und die Erfurter Höhle, zumindest dem Namen nach heute noch künden.

Donnerstag, 21. Juni 2012

9) Straßen in und um Mühlhausen - Teil 1

Germaramark im 8.Jh.

Mühlhausen ...

war im germanischen Königreich Thüringen der Hauptort des Westergaues.., erhielt aber den jetztigen Namen erst unter den Franken, die entlang der Germaramark, dem fränkisch-sächsischen Grenzgebiet zahlreiche Orte mit der Endung -HAUSEN gründeten ..






MÜHL-HAUSEN
Der Ort an der wichtigen Unstrutfurt besaß schon früh eine Mühle und erhielt so den Namen Mühl-hausen ..
Hier kreuzten sich schon früh wichtige Fernstraßen.., wie die Straße aus Südwestdeutschland über Eisenach - Mühlhausen - Sondershausen in Richtung Magdeburg (A)
Auch der alte Hessenweg von Kassel -Eschwege - Mühlhausen in Richtung Osten (B) und die Königsstraße von Göttigen - Heiligenstadt - Mühlhausen - Erfurt (C) .., sowie die Lange Straße aus dem Westharz über Mühlhausen zum Thüringer Wald in Richtung Bayern (D)
 waren wichtige Fernstraßen, die sich in der Königspfalz kreuzten ..
So bildete sich in unmittelbarer Nähe der wichtigen Unstrutfurt (.. bei der heutigen Wagenstedter Brücke ..) die fränkische Ansiedlung Mühlhausen, die wohl neben der Wassermühle auch eine Kirche oder Kapelle, die spätere Georgikirche, erhielt.

Königspfalz
Auf der untenstehenden Karte wird die frühe  Entwicklung der Königspfalz Mühlhausen und die mögliche Führung der frühen Fernstraßen aufgezeigt.
Westlich der fränkischen Ansiedlung bei St.Georgi (1) enstand wohl zuerst ein fränkisch-ottononischer Königshof, der dann zur königlichen Pfalzburg (2) weiter entwickelt wurde und im Süden hatte sich schon früh die Marktsiedlung bei St.Kiliani (3) entwickelt.
Aber auch am Plänchen (4) und der vermuteten alten Siedlung Wasserfelchte zwischen St.Jakobi und St.Nikolai (5) dürfte es alte Marktplätze und kleinere Ansiedlungen gegeben haben.


Marktsiedlung St.Kilian
Bei der Ansiedlung von St.Georgi (1) trafen die alten Fernstraßen aus dem Westen und Nordwesten (A, B und C) auf die Nord-Südstraße (D - H) von der bei St.Kiliani (3) die Straßen nach Südosten (G) und Südwesten (I) abzweigten ..







Heerstraße
Zu den wichtigsten Fernstraßen dürfte schon damals der alte Hessenweg (A) gehört haben, der von Kassel über Eschwege, Frieda und Lengenfeld unterm Stein nach Eigenrieden und von dort vorbei an Pfafferode über den Tonberg und den Alten Blobach zum Plänchen führte, von wo es entweder direkt zum Königshof oder nördlich an diesem vorbei, zur Nord-Südstraße und damit zur Unstrufurt ging.
Vor dem späteren Kaisertor am Ende des Alten Blobachs traf der alte Hessenweg mit der Königsstraße (B) zusammen, die aus Göttingen und Heiligenstadt kommend über Dörna und Hollenbach und die heutige Mittelstraße hier her führte.
Die alte Straße in den Norden über Ammern - Dachrieden -Hüpstedt (C) führte Anfangs westlich der Unstrut bei St.Daniel (.. am Danielsgraben ..) zum Unterdorf in Ammern und an der Luhne entlang über die Mark in Richtung Dachrieden.. Sie könnte anfangs von der heutigen Feldstraße nördlich des Königshofes oder vom Plänchen durch die heutige Ammerstraße ihren Anfang genommen haben.
Handelsweg
 Von der Unstrutfurt bei der heutigen Wagenstedter Brücke führten schon früh drei wichtige Straßen nach Norden und Nordosten.
Die Lange Straße (D) kam aus Nord-deutschland  westlich am Harz vorbei (Goslar) und führte an der Burg Tuttensode bei Reiser vorbei nach Mühlhausen, von wo sie über die Erfurter Höhle (H) in Richtung Waltershausen und über den Thüringer Wald und Meiningen in den Süden führte.   





Mühlhausen im 9.Jh.
Der Saalfelder Weg (E) führte über den Forstberg und Saalfeld zum Dün und von dort nach Nordhausen.., während die Fortführuing des Hessenweges (F) über Görmar, Grabe, Körner und Schlotheim in Richtung Osten führte..
Aus dem Erfurter Raum bei Gebesee kam eine alte Heerstraße (G) über Tennstedt und Bollstedt, die über den Schadeberg nach Altmühlhausen bei St.Georgi führte..

Die nach Süden führende Lange Straße (H) .., die von der Unstrutfuhrt über die Kilianistraße und durch die Erfurter Höhle verlief.., wurde bereits erwähnt.., an ihr lag der vom König priviligierte Markt bei St.Kiliani (3)
Von diesem Markt zweigte wohl auch die alte Straße nach Südwesten (I) ab, die über die heutige Görmarstraße, Röblingstraße, Untermarkt, Spielbergstraße und Dorlaer Platz nach Felchta und über die Vogtei und Eisenach in den Südwesten führte. An dieser Straße lag wohl auch die alte Ansiedlung von Wasserfelchte(5), von wo wahrscheinlich auch eine Verbindungsstraße zum Königshof (2) führte..

Zu diesem Zeitpunkt im 8. bis 9.Jahrhundert gab es wohl im Bereich der Altstadt (Untermarkt) noch keine städtische Bebauung, vielleicht aber schon einzelne Höfe königlicher Dienstleute ... und die Neustadt mit dem Obermarkt entstand sowieso noch später ..

Davon soll in den weiteren Teilen noch berichtet werden ..