Donnerstag, 28. Juni 2012

10) Straßen in und um Mühlhausen - Teil 2 -

Mühlhausen im 10. - 12.Jh.
Mühlhausen im 10. bis 12. Jahrhundert ...

.. zeigt sich als eine Königsstadt, in der die Reichsburg (1) sowohl politisch und auch planerisch eine bedeutende Stellung einnahm.
Die Altstadt (2) mit der St.Blasiuskirche als Mittelpunkt, hatte sich im 10.Jahrhundert nach der ersten Ansiedlung bei St.Georgi (3) und der nachfolgenden Martksiedlung bei St.Kiliani (4) gebildet.
Neben den frühen Ansiedlungen bei St.Jakobi / St.Nikolai (Wasserfelchta) und am Plänchen, entstand dann die geplante Neustadt mit der Königskirche St.Marien..
Im Zuge dieser Planung war wohl auch der alte Hessenweg (A) von der Oberstadt über den Galgenberg (heute Schützenberg) und von dort durch die Pfafferöder Höhle auf den Tonberg verlegt worden. Über die heutige Rosenstraße führte wohl damals ein Verbindungsweg zur Altstadt bei St.Jakobi.
In der Altstadt selbst waren schon damals die heutige Erfurter Straße, die Felchtaer Straße, sowie die heutige Röbling- und Görmarstraße vorhanden und auch im Vorburgbereich und bei Sr.Jakobi gab es bereits alte Straßenführungen.

Planung der Neustadt
 Wahrscheinlich im 11. Jahrhundert könnte die Planung der Neustadt, nach trigonometrischen Gesichtspunkten erfolgt sein.
Es war damals in wichtigen Städten des Reiches üblich, bedeutende Kirchen als Ausgangs- und Zielpunkte zu wählen, nach denen andere Bauten und Straßen eingeordnet wurden.
So dürfte die ehemalige Königskirche St.Nikolai in dem Hauptort der Germaramark als wichtiger Bezugspunkt gedient haben.
Das nebenstehende von mir ermittelte Schema zeigt, daß sehr wahrscheinlich nach der Hauptlinie St.Nikolai in Görmar zur St.Blasiuskirche der Altstadt, eine zielgerichte Planung der Neustadt  erfolgte, denn die Paralell-Linien und die rechtwinkligen Straßenanordnungen der Oberstadt passen genau in dieses Planungsschema..

.. die geplante VIA TRIUMPHALIS ..
Noch interessanter wird dieses Planungsschema, wenn man es mit der von Aulepp vermuteten via triumphalis - einer platzähnlichen breiten Königsstraße - in der Neustadt vergleicht.
Während die Linie der geplanten Nordseite zum Planungspunkt auf der Reichsburg führt, bildet die südliche Linie die Begrenzung der Bebauung auf der Südseite des Blobachs und in der Herrenstraße ... und genau auf der Mittellinie dieser Konstruktion lag der erste Bau der Marienkirche, noch in seiner ehemaligen Ausrichtung ..
Auch die rechtwinklige Anordnung einiger damals entstandenen Straßen zu dieser Konstruktion (wie die Breitenstraße, Grasegasse, Ratstraße, Bastnarkt u.a.) sowie die Anordnung von St.Jakobi nach einer Paralell-Linie zur älteren St.Martinskirche in Görmar läßt sich mit diesem Planungsschema erklären.
Alles nur Zufall ..??

Kaiser Otto II.
 Die Königsstadt Mühlhausen war ja damals als Pfalzstadt Eigentum des Königs bzw. des Reiches. Vom König eingesetzte Adlige bzw. Ministerialen verwalteten und schützten die Stadt und den dazu gehörenden Reichsgutbezirk.
Die Kaiser und Könige hatten damals keine feste Residenz sondern regierten das Land in den verschiedenen Königspfalzen, wo dann meist bei Anwesenheit des Königs bzw. Kaisers wichtige Beschlüsse gefasst wurden.
Besonders zwischen diesen Pfalzorten wurden die alten frühmittelalterlichen Straßen zu Heer- bzw. Königsstraßen ausgebaut.., wobei sie allerdings immer noch besseren Feldwegen glichen . Die wachsende Königsstadt wurde aber nach geometrischen Gesichtspunkten weiter entwickelt.


Konigsburg im 11.Jh.
 So wurde der fränkische Königshof in Mühlhausen nach und nach zur ottonisch-salischen Reichsburg ausgebaut, zu der wahrscheinlich noch zwischen der Grasegasse und der Hauptmannsstraße eine Vorburg bestand, die als Ganerbenburg Sitz wichtiger Ministerialen war. Von dieser Burg aus wurden dann zahlreiche Einordnungen wichtiger Bauten vorgenommen.
Auch im übrigen Stadtgebiet und in den Dörfern des Reichsgutbezirkes gab es Feudalhöfe dieser Ministerialen, die sich dann oft nach ihren Lehen benannten. (z.B. die Herren von Görmar, von Bollstedt, von Weidensee, von Windeberg, von Körner usw.)
.. auf der Heerstraße ..
Wichtig waren damals die Heer- und Königsstraßen, die als Verbindungsstraße zwischen Pfalzorten und als Fernstraßen für Kriegszüge dienten.
So die Heerstraße (B - I) von Heiligenstadt über Mühlhausen nach Gebesee bei Erfurt, der alte Hessenweg (A - H) von Eschwege über Mühlhausen in den Osten, sowie die Lange Straße (J - E) von Meiningen über Mühlhausen in den Harz ....




.. die Sradr entsteht ..
 Wichtig waren aber auch die Handelswege, die zu den Märkten im Lande führten. Märkte durften damals nur an den vom König dazu priviligierten Orten stattfinden, wobei in der Königsstadt Mühlhausen - die ja dem König gehörte - ein solches Privileg entfiel.
So war dann auch der erste erwähnte Markt bei St.Kiliani ein weiterer wichtiger Platz, wo sich die Händler ansiedelten und hier kreuzten sich auch die wichtigen Straßen von Süden nach Norden mit den Ost - West-Straßen ..


.. auf dem Markt ..
 An den Märkten mußten dann entsprechende Zölle für die Ware entrichtet werden..., der königliche Zöllner war wohl ein wichtiger Adliger, bei der Zöllnersgasse in der Nähe des Feudalhofes am Entenbühl könnte der Sitz des Zöllners gelegen haben.. und südlich dieses Feudalsitzes bildete sich dann die Altstadt mit der St.Blasiuskirche ..






Altstadt mit St.Blasius
Der Untermarkt mit der St.Blasiuskirche war dann ebenfalls ein Kreuzungspunkt wichtiger Straßen.. Hier führte vom Hessenweg beim Galgenberg über die Rosenstraße und die Felchtaerstraße, der Weg vom Untermarkt über die Erfurterstraße und Langensalzaer Straße nach Südosten .. und von der Straße aus Eisenach über die Vogtei kam der Weg durch die Spielbergstraße zum Untermarkt und führte durch die jetztige Röblingstraße und Görmarstraße zur Unstrutfurt bzw der späteren Wagenstedter Brücke. 

Weber im 12.Jh.
 Mühlhausen entwickelte sich nach und nach und Händler, Ackerbürger und Handwerker lösten sich allmählich aus der feudalen Abhängigkeit.
Bürger konnte aber nur werden, wer ein entsprechendes Bürgergeld zahlte, so daß die übrige "Unterschicht" als Untertanen oder Mitwohner bzw. Hintersassen  bezeichnet wurden ..
Besonders die Weberei entwickelte sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig, wozu der Flachsanbau (Leineweber) und die Schafzucht (Wollweber) besonders mit beitrug.





Königshof im 12.Jh.
 Wichtig waren damals auch die Verbindungsstraßen zu den weiteren Königshofen des Reichsgutbezirkes und den festen Höfen oder Burgen der Ministerialen und des Feudaladels.
So gab es Königshöfe in Eschwege, Frieda, Heiligenstadt, Worbis, Nordhausen, Tilleda, Sondershausen, Ebeleben, Schlotheim und Körner .. und Burgen bzw. feste Höfe des Adels gab es in zahlreichen Orten der Umgebung.
(Die Königsburg von Tuttensoda am Rande des Reiserschen Tales, die Otto II. seiner Gemahlin schenkte und an der die Lange Straße in den Norden führte, verschwand aber schon im 15.Jh. und bald auch die alte Straße..)

.. auf dem Handelsweg ..
Wichtig waren aber auch besonders die Handelsstraßen, denn viele Waren mußten von den Fuhrleuten oft von weit her transportiert werden.. Aber lange noch waren auch die Fernstraßen nur bessere Feldwege, die Anfangs überwiegend als Höhenstraßen angelegt waren, um lästige Flußdurchquerungen zu vermeiden..
An einigen Berghängen entstanden dann oft ausgefahrene Hohlwege, von denen die Pfafferöder Höhle und die Erfurter Höhle, zumindest dem Namen nach heute noch künden.

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