.. zwei Straßen, die sowohl vom Namen, wie auch durch ihre Geschichte eng miteinander verbunden sind.
Da fragte vor einigen Tagen ein Facebook-Freundin auf meiner Seite "Mühlhausen-Freunde" .., ob jemand etwas über die Tonbergstraße hat.., so Geschichtliches und evtl. auch Bilder usw.
.. und da ich ja noch meine TLZ-Straßenartikel aus den Jahren 2000 - 2005 aufgehoben habe, dachte ich mir, daß sich da mit einigen Änderungen (.. sowohl Kürzungen, wie auch Ergänzungen ..) eine weitere kleine Artikelreihe anbietet ..
Ja .. und hier beginnt sie nun..., die neue Reihe der "Straßengeschichten" ...
und laut Wunsch eben erst einmal mit der Tonbergstraße.
Breitsülze am Tonberg |
Hier verlief wohl im Mittelalter der alte Hessenweg, der als Höhenstraße von Eigenrieden kommend nördlich an Pfafferode vorbei über den Tonberg wahrscheinlich zum Kaisertor am Altem Blobach und von dort zum Königshof an der Burg führte.
Schon früh dürfte dann von diesem Höhenweg eine Abzweigung durch die Pfafferöder Höhle über den Kalkberg (Schützenberg) durch die Rosenstraße zur Altstadt bei St.Blasius geführt haben.
Erst nach nach der Bildung der Neustadt mit St.Marien führte wohl dann der Hessenweg über den Blobach zur Oberstadt.
Eine weitere Änderung ergab sich auch mit dem Bau des Wasserlaufs der Breitsülze, die im Jahre 1292 von der Quelle um die verschiedenen Berge herum zur Oberstadt geführt wurde, wo sie dann verschiedene Straßenbäche speiste.
Warte um 1600 |
Neben den Warten am mühlhäuser Landgraben zeigte Altenburg noch zehn weitere Warten auf, die auf den Anhöhen rings um die Stadt standen.
Aber bereits Anfang des 19. Jahrhunderts waren diese Warten verfallen oder ganz verschwunden.
Die Reste der Tonbergswarte wurden lt. Altenburg um 1790 völlig beseitigt.
Außerdem gab es am Tonberg noch zwei kleine Türme, die wahrscheinlich als Wachtürme für die Weingärten dienten, denn an den Hängen der Anhöhen im Nordwesten der Stadt, wurde bis ins 17.-18.Jahrhundert Wein angebaut
Der Weinberg und die später danach benannte Weinbergstraße im Westen der Stadt erinnern heute noch an diese Zeit.
Töpfer im 15.Jh. |
Dementsprechend war es auch besonders die Petrivorstadt, wo sich die Töpfer ansiedelten und die alten Ziegeleien in der Schaffentorstraße und am Westende des Blobachs deuten auch auf diese Verbindung hin.
Die Topfer und Ziegelbrenner gehörten lange zu den wichtigen Gewerken der Stadt, waren doch neben den Dachziegeln, besonders die "irdenen Gefäße" für alle Haushalte wichtig.
Auch der "Schaffen".., ein größeres irdenes Gefäß zum Braten wurde seinerzeit noch aus Ton gebrannt: Das Schaffentor und die spätere Schaffentorstraße deutete auf die hier ansässigen Töpfer hin
Schaffentor bis 1809 |
(.. das Kaisertor, war wohl durch den Wegfall der alten Wegführung zur Königsburg hinfällig geworden..)
Vom Schaffentor führte durch die jetztige Mittelstraße die alte Königsstraße in Richtung Heiligenstadt, von der am Danielsberg die alte Straße nach Lengefeld und zur Lengefelder Warte abbog.
Auf der Ostseite des Schaffentores führte die äußere Stadtmauer an der jetztigen Harwand entlang zur Unstrut und zum Ammertor und auf der Westseite verlief die Mauer am Johannistalbach bis zum Hagebuttengraben und bis zum Äußeren Frauentor.
Die jetztige Tonbergstraße war damals nur ein breiter Weg, der vom Schaffentor ins Johannistal und auf den Tonberg führte.
Auf der Südseite der Bach mit der äußeren Stadtmauer und auf der Nordseite Gärten und evtl. ein paar Gartenhäuser.
Die Gärten im Johannistal, im Schmalzholz und am Tonberg waren damals recht beliebt, war doch durch das Wasser der Breitsülze und des Johannistalbaches, sowie des Pafferöder Steingrabens, immer das nötige Wasser zum Gießen vorhanden.
Blick vom Tonberg um 1870 |
So auch auf dem Gemälde.. "Blick vom Tonberg auf die Stadt" das um 1870 von Geisler geschaffen wurde.
Auf diesem Bild ist auch der 1846 angelegte Fußweg zu sehen, der von der Tonbergstraße auf den Tonberg führte, wo der Gastwirt Muthreich sein Gartenrestaurant betrieb.
Im April 1848 annoncierte Muthreich ..".. künftigen Sonntag und alle nächst darauf folgenden Sonntage ist Tanzmusik am Thonberge .."
Projekt für das Tonbergrestaurant von 1877 |
1877 war der Gastwirt Louis Greim Inhaber des Tonbergrestaurant und ließ das Gebäude durch den Zimmermeister Gottfried Köthe erweitern.
Das Gartenrestaurant war bei den Mühlhäusern sehr beliebt und im Sommer fanden hier immer wieder Tanzveranstaltungen statt.
Die schöne Lage, mit dem schönen Blick auf die Stadt lockte besonders an den Wochenenden viele auf den Tonberg.
Während des 1. und 2.Weltkrieges als Notlazarett genutzt, wurde das Tonbergrestaurant nach 1945 auch noch eine Zeitlang genutzt, war aber dann so desolat, daß es abgerissen werden mußte.
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Jugendherberge im Jahre 1993 |
Hier stehen jetzt auch vielfältige Angebote zur Verfügung, aber die Zeit der Einzel- und Radwanderer ist ja aus der Mode gekommen..., Gruppenreisen sind da schon mehr gefragt.
Trotzdem..., besonders im Winter ist es dann immer ziemlich ruhig am Tonberg.
Belegschaft der Firma Hill & Pabst um 1890 |
Auf der Südseite der Tonbergstraße, die ja erst gar keine richtige Straße war, wurde um 1791 die äußere Stadtmauer hinter dem Johannistalbach abgebrochen.
Hier hatte dann im westlichen Teil das Baugeschäft Gottfried Köthe seinen Betriebshof und im östlichen Teil die Holzwarenfabrik Hill & Pabst, Petristeinweg 38/39 lag. (.. im Hintergrund des Belegschaftfotos sind die ersten Häuser der Tonbergstraße zu sehen ..)
Aus dem Baugeschäft Köthe wurde dann das Sägewerk und Baugeschäft Mehmel (Petristeinweg 54) und Hill & Pabst wurde von der Firma Ackermann abgelöst. Auf dem Mehmelschen Gelände entstanden dann nach der Wende neue Möbelhäuser.
Tonbergstraße 14/15 -Bauzeichnung von 1899 |
So baute 1899 der Maurermeister Merten das Haus Nr.14/15 in der Tonbergstraße auch im gemischten Gründerzeitstil mit Klinkerfassade und Fachwerkgaupe ..
Hier wohnte Anfang des 20.Jahrhunderts der Gründer des Mühlhäuser Altertumvereins Professor Dr. Eduard Heydenreich, der von 1899 bis 1903 Stadtarchivar war und hier auch die ersten "Mühlhäuser Geschichtsblätter" heraus gab.
obere Tonbergstraße im Jahre 2002 |
untere Tonbergstraße im Jahre 2002 |
Fahrweg und Fußweg wurden in den neunziger Jahren modernisiert und auch die meisten Häuser haben eine Verjüngungskur erfahren.
Vom Tonberg hat man immer noch einen schönen Blick zur Stadt und Auf dem Tonberg sind außer den wenigen alten Häusern moderne Häuser entstanden.
Der Tonberg, wo sich der frühe Hessenweg entlang zog, wo sich die Töpfer ihren Ton holten.und wo die Mühlhäuser ihren Wein anbauten, ist längst schon Bestandteil des Stadtgebietes geworden...., aber der schöne Blick zur Stadt ist geblieben.
Altbau auf dem Tonberg |
Neubauten auf dem Tonberg |
Jens Fischer.. Blick vom Tonberg auf die Stadt |
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