Dienstag, 4. September 2012

15) .. der Steinweg im Wandel der Zeit ..

 

Der Steinweg ...




Mühlhausen im 12. Jahrhundert
.. gehört eigentlich zu den "neuen" Straßen der mühlhäuser Innenstadt.., denn ursprünglich befand sich sich hier im 11. - 12. Jahrhundert das Areal der vermuteten Vorburg, die wahrscheinlich aus festen Höfen der königlichen Dienstleute bestand... und auch die westliche Fortsetzung des heutigen Steinwegs  (.. Bei der Marienkirche und Herrenstraße ..) entstand wohl mit der Neustadt "erst" im 12. Jahrhundert ..
Die Königsstadt Mühlhausen war wohl aus der ersten Aniedlung bei St.Georgi entstanden, der dann der Königshof bzw. die spätere Burg und dann die Marktsiedlung bei St.Kiliani folgten.Nach der Altstadt mit dem Zentrum am Untermarkt, folgte dann erst das Jakobiviertel und westlich der Vorburg die geplante Neustadt mit der Marienkirche.
Ein Rathausvorgängerbau könnte neben der königlichen Reichsburg bei der Stadtplanung damals eine wichtige Rolle gespielt haben.





Stadtplanung um 1200 (1)
Eine ebenso wichtige Rolle spielte wohl um 1200 für die neue Oberstadt auch die Marienkirche.
Peter Bühner hatte in den Mühlhäuser Beiträgen die Planungsachse St.Martin in Görmar - St.Marien in der Neustadt - St.Johannis am Blobach aufgezeigt..., eine Achse.., die aber wie damals üblich wohl auch für die weitere Stadtplanung eine wichtige Rolle spielte.
So verläuft eine südliche Parallelachse zu dieser Hauptlinie vom Frauentor zum Görmartor .. und ein ganzes Stück des damals wohl neu angeordneten Steinweg verläuft auf dieser Linie. Erst das untere Stück des heutigen Steinwegs.., früher noch als Sperlingsberg und auf der Pfuhlbrücke bezeichnet, wich von dieser Linie ab. Auch weitere Parallellinienen .., wie die südliche Stadtmauer und der Verlauf der Holzstraße .., wurden damals nach dieser Hauptachse ausgerichtet.



Stadtplanung um 1200 (2)
Diese Linie Frauentor - Görmartor war aber wohl auch von besonderer Bedeutung für die Planung der Anfang des 13. Jahrhunderts gebauten inneren Stadtmauer.., wie die folgenden von mir ermittelten trigonometrischen Anordnungen zeigen.
So verläuft ein ganzes Stück der südlichen Stadtmauer am Lindenbühl parallel zu dieser Linie und wenn man von der Linie Frauentor - Görmartor einen Winkelsachlag zu dieser südlichen Linie vollführt, ergibt sich ein gleichseitiges Dreieck mit der Hauptlinie für die östliche Stadtmauer am Kiliansgraben.
Ebenso ergibt der Winkelschlag vom Görmartor ausgehend zum Frauentor und von dort zur südlichen Parallellinie die Hauptrichtung für die westliche Stadtmauer am heutigen Hohen Graben.
Die innere Stadtmauer, deren Anordnung vielen Heimatkundlern immer wieder Rätsel aufgab, ist also sehr wahrscheinlich eine geplante Konstruktion ... und der Steinweg, der auf einer dieser Linien verläuft, hatte wohl bei dieser Planung seine besondere Bedeutung erhalten.



Oberstadt und Unterstadt im 15,Jahrhundert
 Der Steinweg wurde bereits 1315 als "via lapidea" erwähnt und war wohl als eine der ersten Straßen der Stadt gepflastert worden. Mit dem Ausbau der Oberstadt wurde er dann auch folgerichtig zur bestimmenden Straße der Neustadt, behielt aber wohl erst mit den ehemaligen Höfen und Grundstücken der Ackerbürger noch seinen mittelalterlichen Charakter..
Mit der Herleitung der Breitsülze zur Oberstadt im Jahre 1292 war auch hier wie in den Nebenstraßen der Oberstadt die Brauchwasserversorgung gesichert.., aber auch in der Oberstadt gab es schon früh zahlreiche Hausbrunnen für die Trinkwasserversorgung.
Bei Altenburg wurde der westliche Teil des heutigen Steinwegs bis zur Grasegasse noch als Krautmarkt bezeichnet, der östliche Teil bei der Allerheiligenkirche als Sperlingsberg und das letzte Stück hieß beim Hanfsack bzw. bei der Pfuhlbrücke




 
Allerheiligenkirche  ab 1287

Im Jahre 1287 wurde die Allerheiligenkirche am unteren Steinweg erstmals erwähnt, wobei es unklar ist, wo die in der Chronik erwähnte Kapelle stand, als deren Ersatz die Allerheiligenkirche errichtet wurde.
Der Bereich bei der Allerheiligenkirche wurde früher als Sperlingsberg bezeichnet, also Anfangs garnicht zum Steinweg gerechnet.
1525 verhandelten hier Müntzer und Pfeiffer sowie der Bürgerausschuss mit dem alten Rat der Stadt über Neuerungen im Stadtregiment und da der Rat diese verweigerte, fand in der Marienkirche eine Bürgerabstimmung statt, in der der neue Ewige Rat mit großer Mehrheit gewählt wurde.
Nach der Reformation wurde die Allerheiligenkirche dann lange Zeit nicht genutzt, brannte beim großen Stadtbrand 1689 teilweise ab und wurde 1716 - 19 erneuert, wobei der Kirchturm die jetztige "spanische Haube" erhielt.
In den achtziger Jahren rekonstruiert, befindet sich jetzt hier eine Ausstellung des Museums und vor der Kirche wurde eine Büste Heinrich Pfeiffers aufgestellt.















Predigerkirche ab 1290



 
Auch die gegenüberliegende Predigerkirche des Dominikanerklosters, von der heute nur noch ein paar Mauerreste künden.., befand sich am Sperlingsberg. Das Klostergelände hatte der Ordensherr Kristan von Mühlhausen Ende des 13. Jahrhunderts an den Mönchsorden verkauft. Es war also offensichtlich ehemaliger Königsbesitz, der dann von den  Ministerialen als erblicher Besitz veräußert wurde.
Die Predigerkirche wurde beim großen Stadtbrand zur Ruine und dann wie das Kloster nicht wieder aufgebaut und später fast völlig abgerissen.Der Kirchhof diente nach der Reformation als Pestfriedhof und das Klostergelände war später der städtische Bauhof.







Ackerbürgerhaus
Wie die meisten Ackerbürgerhäuser der Innenstadt waren auch die Häuser am Steinweg früher meist Fachwerkhäuser mit großen   Torfahrten, zu denen auf dem Hof noch Stallungen , Scheunen und Lagerräume gehörten. Mehrfach wurde in der Chronik berichtet, das bei Bränden am Steinweg Scheunen und Srälle mit Rindern, Schweinen usw. verbrannten.
Erst nachdem sich der Verkauf der produzierten Erzeugnisse von den Verkaufshäusern, wie Brotlaube und Fleischhaus bzw. von den Märkten in die neuen Läden verlagerte, entstanden nach und nach im 18. - 19. Jahrhundert am Steinweg die ersten Läden.






Fleischhaus ab 1578
1577 - 78 entstand am Obermarkt an der Nordseite des Steinwegs anstelle der bisherigen Fleischbänke das Fleischhaus, in dem die 86 Fleischhauer der Stadt ihre Ware anboten. Die Innung mußte Anfangs jährlich 40 Reichstaler und einen halben Zenrner Lichter an den Rat geben, aber ab 1764 wurde die Abgabe verdoppelt.
Ein junger Fleischermeister bekam einen viertel Stand und wenn er heiratete noch einen viertel Stand dazu. Die Fleischbänke standen im Erdgeschoss und das Obergeschoss bestand aus einem großen Saal, in dem die Tuchhändler ihre Ware verkauften.
1878 wurde das Fleischhaus abgerissen und machte dem Neubau des kaiserlichen Postamtes platz.



Stadtbrand von 1689
Dem großen Stadtbrand von 1689 fielen neben 37 Straßen und Gassen der Oberstadt auch der gesamte Steinweg zum Opfer.
Der Brand war am 11. September in der kurzen Jakobistraße in einer Scheune ausgebrochen, erfasste schnell die umstehenden Häuser und durch den starken Südwestwind wurde das Feuer in die Wahlstraße, die Herrenstraße und Holzstraße weiter getragen und ergriff jetzt fast alle Straßen und Gassen der Oberstadt.
Insgesamt wurden 568 Häuser eingeäschert und die Marienkirche, die Kornmarktskirche, die Allerheiligenkirche, das Brückenkloster und die Predigerkirche wurden stark beschädigt.., ebenso die alte Brotlaube am Obermarkt, das Fleischhaus und die Brauhäuser  am Salzmarkt und am Steinweg.


.. der "große Brand" ..
In der Stadtchronik lesen wir...: ".. Binnen 300 Jahren ist keine Feuersbrunst unter vielen gesehen worden, die größer, jämmerlicher und verderblicher gewesen wäre als diese entsetzliche und von Gottes Zorn angeblasene Flamme, welche unsere liebe Stadt so verwüstet hat.. Dieses ist das jämmerliche Verderben, so in Mühlhausen die Rachflamme des Herrn angerichtet, welche die ganze Nacht durch bis den andern Tag 10 Uhr gewüthet hat. .. "
Das einzige, was diese Stadtbrände verschonten, waren die alten Gewölbekeller aus dem Mittelalter, die in einigen ehemaligen Großgrundstücken auch am Steinweg noch heute erhalten sind.





.. die neue Brotlaube von 1720
An der Stelle der alten, abgebrannten Brotlaube, die früher als Sitz des Schultheißen und als Tuchlaube diente, entstand 1713 - 1720 die neue Brotlaube am Obermarkt auf der Nordseite des Stenwegs.
Bereits im 18. Jahrhundert verkauften die Bäcker aber dann ihre Ware auf dem Markt oder in ihrer Bäckerei und in der Brotlaube wurde das städtische Casino eingerichtet, das zur Unterbringung vornehmer Gäste und für Feierlichkeiten des Rates genutzt wurde.
Der Obermarkt blieb der Hauptmarkt der Oberstadt und hier fanden zeitweise auch öffentliche Hinrichtungen statt. Ebenso stand hier der Schandpfahl und das Drillhäuschen, wo Missetäter der Öffentlichkeit präsentiert wurden.




Brand von 1794
Der Brand von 1794 in der Hauptmannsstraße und am Untersteinweg hatte dann doch nicht das Ausmaß der großen Stadtbrände und wurde in der Chronik wie folgt erwähnt..:
".. den 31. Mai , Sonnabend  vor Exaudi, ging in Hauptmannsgasse in der Hendrichen ihrer Scheuer ein Feuer auf und brannte nebst Götzens Scheuer samt allen Hintergebäuden ab, und Götzens Wohnhaus ward ganz ruiniert .."
Auf dem Bild aus dem Jahre 1794 sind rechts die Allerheiligenkirche und links die Häuser am damaligen Sperlingsberg zu sehen.
Damals war Mühlhausen noch die freie Reichsstadt, die nur dem Kaiser unterstand .. Handel und Gewerbe hatten aber durch die verschiedenen Kriege gelitten, obwohl besonders die Textil- und Lederproduktion erheblich zugenommen hatten.
So gab es auch am Steinweg neben den Ackerbürgern zahlreiche wohlhabende Handwerker, sowie Händler, die durch den Weiterverkauf der Produkte bis ins Ausland oft zu Wohlstand kamen.
Mit dem Übergang der Stadt an das Königreich Preußen und der französischen Besetzung von 1806 bis 1813 fielen dann Anfang des 19. Jahrunderts viele veraltete Beschränkungen weg und auch auf dem Steinweg entstanden neue Geschäfte der bisherigen Handwerker.
 




Mühlhausen um 1824
Der Stadtplan von 1824 in Altenburgs Beschreibung der Stadt Mühlhausen, zeigte die Innenstadt, deren Straßen und Gassen sich ohne große Veränderungen vom Mittelalter bis heute erhalten haben.
Damals gab es auch noch fast alle Stadttore, die erst bei Sonnenaufgang geöffnet und bei Sonnenuntergang geschlossen wurden.
Die bisherige freie Reichsstadt blieb noch lange die kleine gemütliche Ackerbürgerstadt und erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt die Stadt durch die zunehmende Industriealisierung ein neues Gepräge und auch der Steinweg entwickelte sich nach und nach zur Geschäftsstraße.
Die alten Bezeichnungen (Krautmarkt, Sperlingsberg, Auf der Pfuhlbrücke) hatten sich aber noch bis 1888 erhalten, wo der Steinweg dann als ganzes so benannt wurde.



Oberer Steinweg um 1860
Um 1860 war es am Steinweg bzw. am Krautmarkt wie auf dem Bild von Carl Michel noch recht gemütlich. Links im Bild das Fleischhaus und vor dem Eckhaus an der Grasegasse der öffentliche Brunnen, neben dem der Straßenbach der Breitsülze zum unteren Steinweg weiter floss Auch die Häuser auf der Südseite hatten noch ihren bisherigen Charakter als Ackerbürgerhäuser, in denen es aber schon die ersten Geschäfte der Händler gab.
Seit dem Wegfall des Zunftzwanges und der Einführung der Gewerbefreiheit gab es jetzt immer mehr Geschäfte und Läden in der Stadt und der Steinweg entwickelte sich zu Hauptgeschäftsstraße..




 
Das alte Foto vom Haus der Mohrenapotheke um 1870 zeigt noch, wie Anfangs die Läden in die bisherigen Ackerbürgerhäuser integriert wurden.
Als Untere bzw. Grüne Apotheke war die heutige Mohrenapotheke seit 1641 die zweite Apotheke der Stadt, zu der dann 1780 noch die Löwenapotheke am Kornmarkt kam.
Bereits 1778 war die bisherige Ratsapotheke Bei der Marienkirche verkauft und nicht wieder eröffnet worden, so daß es nach wie vor lange Zeit nur zwei Apotheken in der Stadt gab.
Fast alle Häuser am Steinweg waren nach dem großen Stadtbrand von 1689 neue errichtet worden und zwar überwiegend von vermögenden Bürgern, so daß der Steinweg sich bald zur Hauptgeschäftsstraße der Stadt entwickelte.
Im 19. Jahrhundert wurden dann zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser um- und ausgebaut. Mit der Errichtung der Manufakturen, die jetzt immer mehr Massenartikel für den Handel herstellten, kamen immer mehr Läden der Kaufleute auf, die sich jetzt vorrangig am Steinweg niederließen.
So hatte 1828 der Tuchmachermeister Kloeppel sein Woll- und Textilwarengeschäft am Steinweg eröffnet, in dem er dann später auch Manufakturwaren verkaufte. Auch das Wäschegeschäft Eberhardt am Steinweg 6 war 1828 gegründet worden unmd warb neben der eigenen Anfertigung von Wäsche und Bekleidung für Manufaktur- und Wollwaren jeder Art und die Tuch- und Modewarenhandlung Roettig warb für ihr Stoffangebot und ihre eigene Anfertigung von Damen- und Herrengarderobe.
Seit 1849 hatte der Bierbrauer August Schmidt am Steinweg 5 sein Brauhaus, das später zum Thuringiahaus umgebaut wurde.







Unterer Steinweg um 1880
Besonders am unteren Steinweg gab es aber im 19. Jahrhundert noch lange die typischen Ackerbürgerhäuser mit Torfahrt und landwirtschaftlich genutzten Seitengebäuden.
Als 1813 eine Viehseuche in Mühlhausen eingeschleppt wurde, berichtete die Chronik..: "".. eines Branntweinbrenners Stall am Steinwege wurde zuerst ergriffen, wo in wenigen Tagen neun Stück Ochsen und Kühe starben.."
Erst 1888 fiel die durchgehende Nummerierung der Häuser in der Innenstadt weg und die Hausnummern wurden jetzt straßenweise angeordnet. So erhielten die Häuser auf der Südseite von der Ratstraße bis zur Görmarstraße die Nummern 1 - 44 und die Häuser auf der Ost- bzw. Nordseite die Hausnummern 45 - 93. Damit waren auch die alten Bezeichnung weggefallen und der Steinweg hatte jetzt durchgängig seinen heutigen Namen.


Oberer Steinweg um 1898
Um 1895 hatten dann schon immer mehr Geschäftshäuser am Steinweg ein neues aussehen. Einige waren nur um- und ausgebaut worden, andere hatten eine neue Fassadengestaltung erhalten oder waren völlig durch Neubauten ersetzt worden.
Noch floss aber der alte offene Straßenbach in Richtung Untersteinweg und erst in den neunziger Jahren wurden hier die Straßenbrunnen entfernt. Der Steinweg war 1895 an das Wasserleitungsnetz und 1898 an das Stromnetz angeschlossen worden.
Die Fußwege hatten jetzt einen Plattenbelag aus Basaltplatten und damals entstand mit den ersten Bäumchen am Straßenrand schon das erste Stadtgrün am  oberen Steinweg.
Jetzt hatten die Ladengeschäfte auch meist schon größere Schaufenster, die im Sommer durch Markisen geschützt wurden. Der Steinweg entwickelte sich zur Einkaufsmeile der Mühlhäuser.
1882 war auf der Nordseite des Steinweg die neue Hauptpost fertiggestelltworden und der Obermarkt wurde jetzt als Postplatz bezeichnet.













Unterer Steinweg um 1898



Auch am unteren Steinweg gab es immer noch den Straßenbach, aber auch hier entstanden immer mehr Läden und an der Ecke Meißnersgasse im Jahr 1902 das von O.Carus projektierte Jugendstilhaus Steinweg 33... (.. heute Koffer-Beyreis..)




















Steinweg 66 - Brand von 1899
An der Ecke Breitenstraße brach am 18. Juli 1899 in der Werkstatt des Tischlermeisters Ackermann am Steinweg 66 ein Brand aus, der mehrere Gebäude erfasste. Bald stand das umfangreiche Holzlager in Flammen und das Feuer erfasste die Scheune und das Schlachthaus des Fleischermeisters Menke im Nachbargrundstück und zerstörte auch die Werkstatt des Schlossermeisters Binkebank.
Die mühlhäuser Freiwillige Feuerwehr hatte 1899 mehrere Großbrände zu bewältigen, war aber auch hier wieder schnell zur Stelle und verhütete so schlimmeres.



Steinweg um 1900
Um 1900 noch ein Blick zum unteren Steinweg, wo jetzt ebenfalls immer mehr Geschäfte entstanden, aber wo der alte Straßenbach immer noch floss.
Ein Jahr später aber entstand hier die Oberstadtlinie der mühlhäuser Straßenbahn und damit war auch das Ende des alten Wasserlaufes gekommen, der jetzt teilweise durch die neue Kanalisation weiter floss.



















Oberer Steinweg um 1905
Ab 1901 fuhr dann die Straßenbahn der Oberstadtlinie vom Bahnhof über Steinweg, Herrenstraße und Johannisstraße zur Aue.
Hier zwischen Grasegasse und Obermarkt befand sich eine der vier Ausweichhaltestellen der Oberstadtlinie, wo sich die Straßenbahnen begegneten.
An der Aue fuhren dann bestimmte  Straßenbahnen weiter bis zum Schwanenteich und zum Weißen Haus.
Auf der "Ringbahn" (.. Bahnhof - Aue - Bahnhof..), wo die Straßenbahn alle 7 1/2 Minuten fuhr, betrug der Fahrpreis 10 Pfennig und auf der Außenstrecke vom Blobach zum Weißen Haus = 15 Pfennig.
Wenn die "Elektrische" auch laut quitschend um die Ecke kam oder bimmelnd über den Steinweg fuhr, störte das die Mühlhäuser nicht..., im Gegenteil, der Steinweg wurde immer mehr zur beliebten Flaniermeile.



Steinweg um 1910
Um 1910 befand sich an der Ecke Grasegasse das Porzellangeschäft von I.C.Hagenbruch und schräg gegenüber das Porzellanhaus Rudolf Neumann am Steinweg 16.
Auch sonst gab es hier damals zahlreiche Geschäfte, die über Jahrzehnte bestand hatten. So die Firmen von A.Kölling. W.O.Beyreiß, Kleeberg und Kloeppel, die Firmen Gast, Huschenbeth, Reinemann & Hoffmann,u.a.
1909 wurde am Steinweg Nr.81 das ".. erste Kinematographen-Theater am Platze.." eröffnet, in dem das Programm zweimal die Woche wechselte und wo der Mann am Klavier die verschiedenen Stummfilmstreifen mehr oder weniger kunstvoll begleitete.




Steinweg / Ecke Srtätte um 1910
An der Ecke Stätte hatte das Hutgeschäft von Bernhard Günzrodt seinen Sitz, das neben Hüten, Mützen, Handschuhen und Krawatten, noch Pelzwaren und Filz-und Gummi-Schuhwaren anbot. Natürlich ".. nur beste erstklassige Fabrikate, wie Christy-London, Hückel-Wien und Borsalino-Alexandria... und vieles andere ... alles in größter Auswahl bei billigsten Preisen .."Und außerdem gab es ganz viele Pelze in bester Kürschnerqualität..., wie Nerze, Persianer, Steinmarder, Biber, Skunks und Alaskafüchse, sowie Felle mit Kopfstücken von Wolf, Bär, Tiger und Leopard..







Spielwaren-Hartung um 1910
An der Ecke Allerheiligengasse befand sich schon damals das Spielwarengeschaft von Oskar Hartung, wo man neben den üblichen Spielwaren, wie Puppen, Schaukel- und Steckenpferden, Baukästen usw., usw. ..auch noch Galanterie- und Luxuswaren, sowie Andenken und Gelegenheitsgeschenke kaufen konnte.
Besonders zur Weihnachtszeit drückten sich hier die Kinder an den Schaufenstern die Nasen platt, um alle die schönen Sachen zu bestaunen, die es hier zu kaufen gab... und wozu den Eltern dann doch meistens das Geld fehlte.
Und dann gab es hier auch noch die schönen kitschigen Porzellan-Vasen, Tassen und Schalen mit Mühlhausen-Panorama, die man heute manchmal noch bei Entrümpelungsaktionen findet .. und die jetzt als Rarität ..., Kitsch hin.., Kitsch her.. wieder zu Ehren kommen..

















Steinweg um 1915



Um 1915 war dann das Eckhaus an der Ecke Linsenstraße bereits zum zweiten mal erneuert worden und jetzt reichte das Textilgeschäft von Wilhelm Oskar Beyreis als ".. größtes Haus am Platze.." vom Steinweg 8 - 10.
Die Bäume auf der Nordseite des oberen Steinwegs waren jetzt schon größer geworden und an der Stelle des alten Postkellers war neben dem Hauptpostamt die neue Paketpost entstanden.
1914 war der erste Weltkrieg ausgebrochen und bei zahlreichen Geschäften machte sich die Überseeblokade immer mehr bemerkbar, so daß nach den Lebensmittelmarken bald auch Bezugsscheine für Textilien und Lederwaren ausgegeben wurden.





Tapeten-Müller Ecke Linsenstraße
Ebenfalls an der Ecke Linsenstraße befand sich das Tapetengeschäft von C.Müller senior, in dem es natürlich neben Tapeten alle möglichen Malerartikel, Teppiche und andere Fußbodenbeläge und vieles andere mehr gab.
Auch am Steinweg hatten zahlreiche Geschäfte dann nach dem ersten Weltkrieg und der nachfolgenden Rezession und Inflation zu leiden. Viele Mühlhäuser waren arbeitslos..., das Geld entwertet und mancher Geschäftsinhaber mußte seinen Laden schließen.
Nebenan, am Steinweg Nr.6 hatte sich jetzt Kaisers Kaffeegeschäft etabliert und ins Hinterhau war die Gaststätte Postkeller von gegenüber gezogen.
Auch der Betrieb der Straßenbahn litt unter der Inflation. So kostete eine Fahrt zum Weißen Haus im August 1923 = 40.000 Mark.und Ende des Jahres wurde die Straßenbahn stillgelegt. Erst ab März 1924, als die Rentenmark das Inflationsgeld abgelöst hatte, fuhr die "Elektrische" dann wieder regelmäßig.






Steinweg um 1930
Anfang der dreißiger Jahre normalisierte sich das Leben auch am Steinweg wieder. Zwar war die Arbeitslosigkeit in der Stadt noch hoch, aber neben den alteingesessenen Geschäften gab es jetzt auch Neue, wie das Kaufhaus Manasse, das am Steinweg 81 ein breites Sotiment von Lebensmitteln über Haushaltsartikeln, Textilwaren und Spielwaren führte. Der Geschäftsführer gehörte der jüdischen Gemeinde an und musste dann in der Nazizeit ins Ausland emigrieren. Das gleiche Schicksal erlitten dann neben mehreren jüdischen Geschäften am Steinweg, auch die übrigen jüdischen Geschäfte in der Stadt, die von den Nazis erst boykottiert und dann geschlossen und enteignet wurden. .





Wäschehaus Brenner Ecke Brückenstraße
Das ehemalige Wäschehaus Brenner an der Ecke zur Brückenstraße war dann Ende des zweiten Weltkrieges durch einen Bombenvolltreffer völlig zerstört worden und mußte neu aufgebaut werden.
Noch sah aber Anfang der dreißiger Jahre alles friedlich am Steinweg aus.









Steinweg - ab 1935 Hindenburgstraße
1934 wurde dann der Steinweg in der Nazizeit in Hindenburgstraße umbenannt. Der greise Generalfeldmarschall war einige Jahre Reichspräsident und hatte dem "Gefreiten Hitler" den Weg zur Macht (.. wohl etwas wiederwillig ..) geebnet. Aber hinter dem "Führer" stand nicht nur die Partei und das Militär, sondern auch das Kapital, das sich von "der neuen Zeit" größeren Profit versprach. Der kam dann auch mit der Wehrpflicht und der Aufrüstung... und auch auf dem Steinweg sah man jetzt immer mehr Uniformen.
Der Obermarkt war 1933 ebenfalls umbenannt worden und hieß jetzt Hitlerplatz.





.. das jüdische Kaufhaus Manasse -
ab 1938 Kaufhaus Hellbach
Der neue Kurs..., bestand 1938 darin.., daß alle jüdischen Geschäfte geschlossen und enteignet wurden. Gleich nach der "Machtergreifung" hatten SA und SS eine wüste Boykotthetze gegen jüdische Geschäfte, Arztpraxen usw. gestartet. Vor jüdischen Geschäften wurden Posten aufgestellt, welche die Bevölkerung vom Betreten abhalten sollte. Als dann 1938 alle Juden per Gesetz ".. aus der Volksgemeinschaft .." ausgeschlossen wurden, folgte eine Zeit der drangsalierung und Verfolgung und 1944 wurden die letzten noch in Mühlhausen lebenden Juden in die KZ´s deportiert und die meisten dort ermordet.
Aus dem Kaufhaus Manasse war jetzt das Kaufhaus Hellbach geworden und auch an der Stätte Ecke hatte die Firma Herbert Schmidt das dortige jüdische Geschäft übernommen.
Der neue Kurs führte dann 1939 zum zweiten Weltkrieg... und wieder mußten Geschäfte am Steinweg geschlossen werden, weil die Inhaber oder das Personal ".. an die Front.." kamen und mancher von dort nicht wieder kam.
Wieder gab es Lebensmittelkarten und Bezugsscheine für Textilien und andere Waren.











11.September 1944
- Bombentreffer am Steinweg 79 -
1944 kam der Krieg dann auch nach Mühlhausen ... und am 11.September fielen mehrere Bomben auf die Stadt .. und auch am Steinweg 80 zerstörte eine Bombe das Geschäft von Reinemann & Hoffmann fast völlig.
Die 24 Bomben mit je 500 kg zerstörten in der Stadt 17 Gebäude und beschädigten 41 weitere.. Es gab 17 Tote und 38 zum Teil schwerverletzte Personen.
Noch kurz vor dem Einmarsch der Amerkaner zerstörte dann noch ein Bombenvolltreffer die Geschäftshäuser von Brenner und Hildebrandt am Steinweg 22/23.









Steinweg um 1950
1945 fuhren dann im April erst amerikanische Jeeps über den Steinweg.., auf dem ein großer Teil der Geschäfte geschlossen waren.
Dann folgte im Juli ´45 die Rote Armee und Mühlhausen gehörte jetzt zur Sowjetischen Besatzungszone.
Natürlich gab es auch jetzt wieder Lebensmittelkarten und Bezugscheine für einen großen Teil der übrigen Waren. Aber ab Juli ´45 fuhr dann auch die Straßenbahn wieder über den Steinweg und auch das Gewerbe- und Geschäftsleben normalisierte sich wieder.
 Neben den privaten Geschäften entstanden dann zuerst immer mehr Konsum-Verkaufsstellen und ab 1949 kamen dann die Geschäfte des volkseigenen Einzelhandels - HO - dazu.
In den "Freien Läden" konnte mann jetzt viele Lebensmittel und Industriewaren ohne Karten und Bezugscheine, aber zu erhöhten Preisen, kaufen.
Jetzt war aus der "Sovjetzone" ab 1949 die DDR geworden und in manchen Geschäften gab es statt attraktiven Waren in den Schaufenstern, attraktive Losungen und Plakate.
Am Steinweg gab es dann neben dem "Bauern-HO" auch den Lebensmittel-Ho im ehemaligen Kaufhaus Hellbach und bald folgten weitere Läden, wie das Konfektionshaus, der Möbelladen usw., usw. ... und auch Gaststätten, wie das Thuringiahaus und die beiden Imbißstuben am Steinweg gehörten bald zur HO.





HO-Lebensmittel-Verkaufsstelle Steinweg 82
1950 kostete ein Stück Butter (250 gr.) in der HO =  9,oo Mark, 500 gr. Zucker kostete 6,oo Mark und 500 gr. Leberwurst = 15,1o Mark, also fast das zehnfache des Kartenpreises.
Nach und nach wurden aber die HO-Preise gesenkt und als 1958 die letzten Lebensmittelkarten wegfielen, galten dann überall die gleichen Einzelverbraucherpreise (EVP)
Auch das Angebot änderte sich in den HO-Geschäften nach und nach. Während es Anfangs nur ausgesuchte HO-Artikel gab, wurde dann mit dem Wegfall der Lebensmittelkarten überall das volle Warensortiment angeboten., wobei allerdings der volkseigene Einzelhandel oft vorrangig mit der sogenannten "Bückware" beliefert wurde.
Dafür hatte dann der private Einzelhändler manchmal Artikel, die er durch den direkten Kontakt zum Produzenten selbst beschafft hatte. Das nutzte der Staat dann auch durch die Übernahme privater Händler als HO-Kommissionshändler, die ihre Ware zum Teil selbst beschafften und in Kommission für die HO verkauften.
Auch am Steinweg gab es dann mehrere solcher Kommissionsgeschäfte.., wie die Firmen Kleeberg, Kloeppel, Wittig, Simon, Hartung, Lopau, Baumhard, Waegener u.a.







Abschlussparade am Steinweg - Mai 1957
Nach dem 17. Juni 1953 war man in der Staatsführung doch ziemlich verunsichert und so fand im Mai 1957 u.a. am Untermarkt eine gemeinsame öffentliche Übung der Kampfgruppen und der Bereitschaftspolizei statt, wo das Kreisgericht gegen "Saboteure" mit Wasserwerfern und Kalaschnikow (mit Platzpatronen) natürlich erfolgreich "verteidigt" wurde.
Zum Abschluss fand auf dem Steinweg eine Parade der Kampfgruppen und der motorisierten Bereitschaftspolizei statt; eine Machtdemonstration, die wohl auch zur Abschreckung "feindlicher Elemente" diente.








Adventszeit am Steinweg um 1960
Da trotz des sozialistischen Aufbauesdie Bevölkerung weiter Weihnachten feiern wollte, war der Handel auf dem Steinweg im Advent natürlich voll auf diese Zeit abgestimmt und neben den besonders gestalteten Schaufenstern erstrahlten dann auch Lichterketten und kleine Tannenbäume am ganzen Steinweg.
Links der Kiosk des Post-Zeitungsvertriebes, wo man bei guten Beziehungen das MOSAIK und das MAGAZIN regelmäßig bekam.
Rechts das KONSUM-Kaufhaus, das in den Geschäftsräumen des ehemaligen Textilgeschäftes Beyreiss eingerichtet worden war. Auch sonst war neben der HO auch der KONSUM am Steinweg ziemlich präsent. So auch mit der Spät-Verkaufstelle am unteren Steinweg, die "für die Werktätigen" schon am frühen Morgen öffnete und auch bis zum späten Abend geöffnet war.. (.. sehr zur Freude einiger "Alkis".., die sich dann Abends hier trafen ..)






HO-Thuringiahaus um 1960
Neben den HO-Geschäften gab es am Steinweg auch mehrere Gaststätten, die von der HO übernommen worden waren.
Zuerst kam das Thuringiahaus in den fünfziger Jahren zur HO und war mit seinem Restaurant im Erdgeschoss und der Tanzbar im Obergeschoss ein beliebter Treffpunkt, denn hier gab es im Thuringia-Café noch täglich Tanzmusik mit der Kapelle KAWA PARI..
Anfangs gehörte noch das "Bräustübel" in der Wahlstraße  zu dem HO-Objekt, das aber dann geschlossen wurde.
Gleich nachdem das Thuringiahaus im Januar 1928 fertiggestellt war, wurden hier die Thuringia-Lichtspiele eröffnet und einige Tage später das Restaurant und das Café. Das neue Haus war durch die Thuringiabrauerei an der gleichen Stelle errichtet worden, wo bereits hundert Jahre vorher August Schmidt seine erste Brauerei betrieben hatte.
Das Thuringia-Kino kam dann in den fünfziger Jahren zum VEB Lichtspielbetrieb, zu dem außerdem das Central-Kino und in den ersten Jahren auch die Weiße Wand gehörten.








HO-Gaststätte Zum Nachbarn

Gaststätte "Zum Nachbarn" wurde in den sechziger Jahren von der HO übernommen, wurde Anfang der siebziger Jahre als Broiler-Gaststätte eingerichtet und dann in den achtziger Jahren aber wieder zur gemütlichen Speisegaststätte umgestaltet.
Das historische Eckhaus an der Breitenstraße war bald nach dem großen Stadtbrand von 1689 wieder aufgebaut worden. Die mittelalterlichen Gewölbekeller hatten den Brand  unbeschadet überstanden. 


















Steinweg um 1965
In den sechziger Jahren beherrschte die Straßenbahn noch den Steinweg, der Kfz-Verkehr beschränkte sich überwiegend auf die Warenanlieferung. Neben den Geschäften von HO und Konsum gab es am Steinweg doch noch zahlreiche private Geschäfte, wenn dann auch  zum Teil als Kommissionshändler.So gab es auf der Südseite neben den Geschäften von Spielwaren-Hartung, die Geschäfte von Simon, Lopau und Bergmann und neben Koffer-Beyreiss folgten Zigarren-Müller, die Firma Gossel, die Waschbär-Annahmestelle, die Konsum-Spät-Verkaufsstelle und der Schmuckladen "Brillant", dann die Geschäfte von Brudöhl und Trapp, Klngner und Kloeppel..
Auf der Nordseite hatten wir neben Foto-Bartloff die Bäckerei Marx, Uhren-Wittig, die Konsum-Fisch-Vst, die GPG Edelweiß, Kruppes Eisdiele, Kollenkamp, den Konsum-Spielwaren-Laden, die HO-Imbiß und die HO-Schuh-Verkaufsstelle an der Stätte Ecke.

HO-Verkaufsstellen - Steinweg 80 / 81
Ebenfalls in den sechziger Jahren wollte die SED-Kreisleitung einen Steinweg nach westlichem Vorbild mit Leuchtreklamen usw. Der Steinweg sollte strahlen..!!
Also bemühten sich HO und Konsum an die rahren Leuchtreklamen heran zu kommen und bald strahlten am HO-Lebensmittel-Laden und im Möbel-Geschäft nebenan die ersten Leuchtreklamen. Bald folgte das Konsum-Kaufhaus und die Brillant-Verkaufsstelle und später das HO-Konfektionshaus, das Kinderkaufhaus und die HO-Molkri-Vst.
Pech war dann nur, daß schon ende der siebziger Jahre die Energie-Einsparung oberste Priorietät hatte.. und die Leuchtreklamen rigoros abgeschaltet werden mussten und auch Lichterketten gab es dann nicht mehr.. (.. man hatte ja noch keine Energiesparlampen .. ;-))



1968 - Ende der Oberstadt-Straßenbahnlinie
1968 dann die nächste Einsparmaßnahme.
Die mühlhäuser Straßenbahn war in die Jahre gekommen und eine komplexe Erneuerung wäre zu teuer gekommen. Also wurde der Rückbau und der Ersatz durch Omnibusse vorgesehen.
Die Oberstadtlinie machte dann den Anfang und am 3. Juli 1968 wurde hier der Straßenbahnverkehr eingestellt.
Die Unterstadt-Straßenbahn fuhr dann noch bis 1969 und wurde dann auch komplett stillgelegt.
Zwar gab es dann noch eine Oberstadt-Buslinie, die aber nicht mehr über den Steinweg, sondern über Kreuzgraben - An der Burg und Petriteich zum Blobach und von dort zur Aue fuhr.




1979 - Umbau zum Boulevard
Nach der Stilllegung der Straßenbahn folgte dann Ende der siebziger Jahre die Umgestaltung des oberen Steinwegs zum "Boulevard".
Der Steinweg wurde zur Fußgängerzone und erhielt einen durchgängigen Plattenbelag.
Der Karl-Marx-Platz und der Bereich zwischen dem Platz und der Grasegasse wurde vom VEB Gartenbaukombinat mit Pergolen usw. neu gestaltet.
Neben der Paketpost am Steinweg 92 befand sich das HO-Stoffgeschäft, das dann als Jugenmode-Geschäft umgestaltet wuede. Daneben befand sich eine Zeitlang ein HO-Schreibwarengeschäft, ein Friseur und die städtische Tombola-Verkaufsstelle, wo man als Hauptpreis eine "Schwalbe" gewinnen konnte.
Die Obst- und Gemüse-Verkaufsstelle des OHG-Großhandels und der Konsum-Kunstgewerbeladen an der Ecke Grasegasse vervollständigten dann das Ensemble auf der Nordseite des oberen Steinwegs.





Steinweg - "Boulevard" am Stadtcafé um 1980
Anfang der achtziger Jahre herrschte dan auf dem "Boulevard" vor dem Stadtcafe ein reger Betrieb.
Im Haus Nr.87 hatte die HO noch ein Straßencafé eingerichtet.
Mit Blumenkübeln, Sitzbänken wurde dann auch der übrige Bereich bis zur Srätte neu gestaltet.



Steinweg / Ecke Stätte um 1980
 













"Fließstrecke" Untersteinweg um 1981
Anfang der achtziger Jahre kam dan auch die Umgestaltung des unteren Steinwegs. Die Wohn- und Geschäftshäuser erhielten an der "Fließstrecke" ein neues äußeres Aussehen, aber es blieb dann doch überwiegend bei der berühmten "Fassadenkosmetik", denn eine grundhafte Erneuerung fand meist nicht statt.












Steinweg um 1985
Mitte der achtziger Jahre war dann der verkehrsberuhigte Steinweg wieder die beliebte Einkaufsmeile für die Mühlhäuser, wo am Tage und  in der Feierabendzeit ein reger Betrieb herrschte.


Steinweg um 1985

























H.Pfeiffer-Denkmal von 1989

Am 18. April 1989 wurde vor der restaurierten Allerheiligenkirche eine Bildstele Heinrich Pfeiffers feierlich enthüllt.
Die Stele wurde von dem gebürtigen Mühlhäuser Bildhauer Stephan Ratgeber geschaffen und sollte an den März 1525 erinnern, wo Müntzer und Pfeiffer in der Allerheiligenkirche mit dem alten Rat verhandelten und anschließend die Neuwahl des "Ewigen Rates" durchsetzten.
Die aufwendig restaurierte Allerheiligenkirche soll künftig als Ausstellungsraum der mühlhäuser Museen genutzt werden.
Gleichzeitig wurde auch der Bereich vor der Kirche neu gestaltet und ein neuer Brunnen fertig gestellt.
















Steinweg um 1990
Anfang der neunziger Jahre konnte man noch die Bepflanzung der Pergolen am oberen Steinweg bewundern, aber wie überall musste dann erst einmal das Alte weg und etwas Neues geschaffen werden; eine neue Gestaltung, die zwar nicht überall auf ungeteilte Zustimmung gestoßen war, aber mit der Zeit gewöhnte man sich auch daran.



   
 





Steinweg / Ecke Meißnersgasse um 1990

Auch der untere Bereich des Steinwegs wurde jetzt attraktiver und zahlreiche Häuser wurden gründlich rekonstruiert.
Bald setzte aber auch eine gründliche Umgestaltung der Geschäfte ein und mancher lieb gewonnene Laden verschwand und machte neuen Geschäften platz.
Selbst alte langjährige Geschäfte mußten jetzt unter den neuen marktwirtschaftlichen Bedingungen das Handtuch werfen und ihren Laden schließen.












HO-Ausverkauf 1990/91

1990/91 verschwanden dann auch die letzten HO-Geschäfte und bald folgten auch die Konsum-Läden. Nur zögerlich zogen dann hier die ersten privaten Geschäfte ein..., oft große Ketten oder vietnamesische Betreiber.
Aber einige private Händler hatten den Übergang dann doch geschafft und hielten die alte Tradition hoch.









Steinweg / Ecke Breitenstraße um 2000

Auch das alte Gebäude der ebenso alten Gaststätte "Zum Nachbar" wurde aufwendig restauriert, aber die traditionelle Gaststätte zog dann um und hier eröffnete der "Mühlhäuser Hof" seine Pforten.


Neubau Drogerie-Müller um 2000

Anfang 2000 wurde dann am oberen Steinweg die nicht ganz hundert Jahre alte Paketpost abgerissen, nachdem die Post sich ein anderes Domiziel gesucht hatte... und hier entstand ein modernes kleines Kaufhaus der Drogerie-Kette Müller, das ein vielseitiges Angebot  brachte.
Jetzt war der Steinweg endgültig in der neuen Zeit angekommen, weitere neue Geschäfte entstanden, sowohl mit Billigangeboten, wie auch mit exklusieven Artikeln.. und der Steinweg ist nach erfolgter Reparatur des Belags wieder das was er immer war, die Einkaufsmeile der Mühlhäuser.






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